Eine Million Menschen fordern Freilassung iranischer Anwältin

Die iranische Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh sitzt wegen angeblicher Spionage, staatsfeindlicher Propaganda und Beleidigung des geistlichen Oberhaupts im berüchtigten Evin-Gefängnis. Amnesty International bemüht sich um ihre Freilassung.

Mehr als eine Million Menschen haben nach Angaben von Amnesty International (AI) Deutschland in einer Online-Petition die Freilassung der iranischen Anwältin Nasrin Sotoudeh gefordert. Die Menschenrechtlerin und Sacharow-Preisträgerin sitzt seit einem Jahr wegen angeblicher Spionage, staatsfeindlicher Propaganda und Beleidigung des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei im berüchtigten Evin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran.

„Gemeinsam mit einer Million Menschen weltweit fordert AI daher heute erneut ihre sofortige und bedingungslose Freilassung”, erklärte Markus N. Beeko, AI-Generalsekretär in Deutschland am Donnerstag. Die 55-Jährige wurde im März vor einem Revolutionsgericht zu sieben Jahren Haft verurteilt. Ihr Mann Reza Khandan, ebenfalls ein bekannter Menschenrechtsaktivist im Iran, hatte diesen Angaben damals jedoch widersprochen. Seine Frau sei vielmehr zu einer Haftstrafe von 33 Jahren sowie zu 148 Peitschenhieben verurteilt worden. Bisher wurde ein solches Urteil in Teheran weder bestätigt noch dementiert.

„Wer sich wie Nasrin Sotoudeh friedlich für Frauenrechte oder gegen die Todesstrafe einsetzt, darf nicht bestraft, sondern muss mit allen Kräften unterstützt werden”, sagte Beeko. Sotoudeh sei eine von vielen Menschen, die im Iran weiter für ihren Einsatz für die Menschenrechte bestraft und verfolgt werden, so der AI-Generalsekretär.

Nasrin Sotoudeh hat alle gegen sie erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Zudem protestiert sie mit einem Hungerstreik gegen das Urteil und ihre Behandlung im Gefängnis. Sie und ihr Mann gehören zu den renommiertesten Menschenrechtsaktivist*innen im Iran und arbeiteten hauptsächlich als Anwält*innen für Dissidenten. In den letzten Monaten vor ihrer Verhaftung übernahm Sotoudeh unter anderem die Verteidigung von zwei jungen Frauen, die öffentlich gegen das Kopftuchverbot protestiert hatten und daraufhin inhaftiert worden waren. Darunter befand sich auch die heute 33-jährige Vida Movahed, die im Dezember 2017 im Zentrum Teherans aus Protest gegen den Kopftuchzwang ihr Kopftuch ablegte. Das Bild, auf dem Movahed ihr Kopftuch an einem Stock schwenkt, wurde zur Ikone und Symbol des Widerstandes im Iran.