Die 76-jährige Sisê Bingöl ist im April 2016 wegen Terrorismusvorwürfen in Gimgim (Varto, Provinz Muş) verhaftet und nach etwa dreimonatiger Untersuchungshaft aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gefängnis entlassen worden. Im April 2017 folgte die erneute Inhaftierung. Sie wurde zu über vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Die schwer kranke Frau ist nach öffentlichem Protest gegen ihre Inhaftierung in die Universitätsklinik Mersin eingeliefert worden. Wie ihre Rechtsanwältin Gülşen Özbek erklärt, soll sie medizinisch behandelt werden, außerdem soll ihre Haftfähigkeit überprüft werden.

Sisê Bingöls Gesundheitszustand hatte sich in den letzten Monaten weiter verschlechtert. Im Gefängnis wurde sie von ihren Mitgefangenen gepflegt und versorgt. Die betagte Frau ist eigentlich neun Jahre älter und dementsprechend 85 Jahre alt. In den ländlichen Gebieten der Türkei und Nordkurdistans wurden bis in die 1970er Jahre viele Kinder nicht sofort nach der Geburt angemeldet, sondern wenn man „das nächste Mal” in die Stadt fuhr. Sowas konnte auch mal durchaus länger dauern. Das eingetragene Geburtsdatum lief daher eher auf ein Anmeldedatum hinaus.