Journalistin Evrim Kepenek zu Haftstrafe verurteilt

Ein Gericht in Istanbul hat die Redakteurin der Bianet Women's News, Evrim Kepenek, wegen ihrer Berichterstattung über Kindesmissbrauch und -mord zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt.

„Frauen und Kindern Gehör verschaffen“

Die Redakteurin der Frauennachrichten des Nachrichtenportals Bianet, Evrim Kepenek, wurde wegen „Verletzung der Vertraulichkeit einer Untersuchung“ im Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung über den angeblichen sexuellen Missbrauch und den Tod eines zweijährigen Kindes im Istanbuler Stadtteil Beylikdüzü zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Gericht verschob die Verkündung des Urteils.

Vertraulichkeitsverfügung erst nach Berichterstattung

Die Journalistin widersprach dem Vorwurf, sie habe die Vertraulichkeit verletzt, vehement. Eine Vertraulichkeitsverfügung sei erst nach ihrer Berichterstattung über die Akte erlassen worden. Sie äußerte sich wie folgt zu dem Fall: „Mein ganzes Berufsleben lang habe ich mich strikt an die Grundsätze des Presseberufs gehalten. Ich habe mich insbesondere dafür eingesetzt, Frauen und Kindern Gehör zu verschaffen.

Die Gesellschaft präzise und ethisch zu informieren, ohne die Opfer erneut zu schikanieren, ist die Grundlage meines journalistischen Verständnisses. Auch in der betreffenden Meldung habe ich nach denselben Grundsätzen gehandelt. Ich habe weder den Namen des Kindes noch seiner Familie genannt. Ich habe ausschließlich über verifizierte Informationen und Erkenntnisse berichtet und dabei die Unschuldsvermutung respektiert.“

Urteil verhängt, Verkündung aufgeschoben

Kepeks Rechtsbeistand Deniz Yazgan Şenay betonte ebenfalls, dass Kepenek keine böswillige Absicht hatte, und beantragte einen Freispruch. Nach Prüfung der Verteidigungsmittel verkündete das Gericht dennoch seine Entscheidung, ohne die Verhandlung zu vertagen. Das Gericht verurteilte die Journalistin Evrim Kepenek zu zehn Monaten Gefängnisstrafe, verschob allerdings die Verkündung (Öffentliche Erklärung) des Urteils.