„Unsere Sprache ist unsere Existenz“
Das Bildungskomitee der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat anlässlich des heutigen „Tags der kurdischen Sprache“ eine schriftliche Erklärung veröffentlicht. In dieser legt sie zunächst die lange Unterdrückungsgeschichte der kurdischen Sprache in den Staaten Irak, Iran, Syrien und Türkei dar, die auf Assimilation und kulturelle Vernichtung abziele. Die Verteidigung der Sprache benennt sie dementsprechend als Verteidigung der eigenen Existenz und ruft zum Kampf für die Anerkennung der kurdischen Sprache als Amts- und Bildungssprache auf.
Die bloße kurdische Existenz wird als Bedrohung angesehen
Die KCK führt die Unterdrückung der kurdischen Sprache in ihrer Erklärung auf die Installation des Nationalstaaten-Systems in der Region zurück. Gemäß der Mentalität „eine Flagge, eine Sprache, eine Nation, ein Staat“ beruhe dieses auf Rassismus und der Überzeugung, dass nur ein einheitliches Grundprinzips des Seins und der Wirklichkeit existiert. In diesem Sinne sei die bloße Existenz des kurdischen Volkes in den vier Ländern Syrien, Iran, Irak und Türkei, als Bedrohung angesehen worden.
Das kurdische Volk sei der Erklärung zufolge im Laufe des letzten Jahrhunderts einem großen Völkermord ausgesetzt gewesen und dies „sowohl physisch als auch auf kultureller Ebene, der sich insbesondere gegen seine Muttersprache richtete“. Die KCK betonte: „Die Nationalstaaten, die Kurdistan kolonisiert haben, haben versucht, eines der ältesten Völker Mesopotamiens und eine der ältesten Sprachen der Welt zu zerstören.“
Der Kampf um Existenz und Freiheit
Gegen diese Politik des Völkermords und der Vernichtung habe sich das kurdische Volk in allen vier Teilen Kurdistans zur Wehr gesetzt. Die KCK hob hierbei Nordkurdistan hervor: „Insbesondere in Nordkurdistan hat sich das Volk, dem Verleugnung, Vernichtung und Armut aufgezwungen wurden, unter der Leitung des Wegweisers Abdullah Öcalan mit der Kraft seiner alten Kultur wieder erhoben und das Leichentuch des Todes zerrissen.
Unter der Führung der PKK wurde die Existenz des kurdischen Volkes durch die Arbeit von Tausenden von Gefallenen für die Freiheit Kurdistans geschützt und gesichert. Die Freiheitsbewegung Kurdistans hat ihre historische Verantwortung und Pflicht, die Existenz, Kultur, Identität und Sprache des kurdischen Volkes zu schützen, erfolgreich erfüllt. Der Kampf um Existenz und Freiheit ist in eine neue Phase übergegangen!“
Zerstörung von Sprache als Verbrechen gegen die Menschlichkeit
In ihrer Erklärung bezeichnet die KCK die kurdische Sprache als eine „der ältesten und reichsten Sprachen der Welt“, die trotz jahrhundertelanger Unterdrückung erhalten wurde. Traditionelle Sänger:innen, Kunstschaffende, Dichter:innen, Schriftsteller:innen und Intellektuelle wie Ehmedê Xanî, Feqiyê Teyran, Melayê Cizîrî, Celadet Ali Bedirxan haben dem kurdischen Volk demnach ein einzigartiges mündliches und schriftliches Erbe hinterlassen.
Obwohl die Zerstörung und Auslöschung von Sprachen ein schweres Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstelle, sei die kurdische Sprache noch immer nicht offiziell anerkannt und sowohl in Kurdistan wie in allen weiteren Regionen, in denen Kurd:innen leben, werde ihnen weiterhin die Sprache des jeweiligen Nationalstaates aufgezwungen. Diese Politik ziele auf Assimilation und kulturelle Vernichtung ab, was auch daran sichtbar werde, dass die kurdische Sprache bisher nicht zu einer offiziellen Bildungssprache geworden ist.
Die kurdische Sprache ist die Seele des kurdischen Volkes
Mit Bezug auf den kurdischen Vordenker Abdullah Öcalan erklärt die KCK: „Abdullah Öcalan definiert den Entwicklungsstand der Sprache als Entwicklungsstand des Lebens und sagt: ‚Je mehr eine Gesellschaft ihre Muttersprache entwickelt hat, desto mehr hat sie ihren Lebensstand entwickelt.‘“
In diesem Zusammenhang stellt sie fest: „Die kurdische Sprache ist nicht nur eine Sprache, sie ist die Seele des kurdischen Volkes. Unsere Sprache ist das Zeichen für unsere Existenz und unser heiligster Wert. Sie hat unsere Kultur und Geschichte vor dem Aussterben bewahrt; unsere Sprache ist die erste Voraussetzung für unsere Existenz, die größte Bastion der Freiheit, die unsere Gesellschaft schützt.“
„Jedes kurdische Wort ist eine Sache für uns“
Als Weg der Verteidigung der eigenen kulturellen Existenz sieht die KCK den Kampf darum, die kurdische Sprache zur Amts- und Bildungssprache zu erheben. Hierzu zähle insbesondere auch das legitime Recht auf Bildung in kurdischer Sprache. In diesem Sinne ruft die KCK dazu auf, diesen Kampf im Andenken der Gefallenen zu verstärken: „Wir rufen unser Volk erneut auf, seine Sprache mit der Philosophie zu schützen, dass ‚jedes kurdische Wort eine Sache für uns ist‘, seinen Kindern Kurdisch beizubringen und die Sache der Sprache als nationale Sache anzunehmen.
Wir beglückwünschen alle Menschen in Kurdistan, die Arbeitenden und Verteidiger:innen der kurdischen Sprache zum Tag der kurdischen Sprache.“