Neuer Verein in Wan: DADSAZ will kurdische Rechtssprache stärken
Mit dem Ziel, die kurdische Rechtssprache zu entwickeln und den Zugang zum Recht in der Muttersprache zu fördern, wurde in Wan die Organisation DADSAZ ins Leben gerufen.
Mit dem Ziel, die kurdische Rechtssprache zu entwickeln und den Zugang zum Recht in der Muttersprache zu fördern, wurde in Wan die Organisation DADSAZ ins Leben gerufen.
Ein bedeutender Schritt für die kurdische Rechtssprache: In Wan (tr. Van) wurde der Verein Komeleya Vekolîn û Perwerdeya Hiqûqê (DADSAZ) gegründet. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, kurdische juristische Literatur systematisch aufzubauen und die Sprache in der juristischen Praxis zu verankern. Die offizielle Gründung erfolgte Anfang April, nachdem die Registrierung bei der zuständigen Behörde beantragt und genehmigt wurde. Erstmals in Erscheinung trat DADSAZ am 21. Februar – dem Internationalen Tag der Muttersprache.
Der gesamte Arbeitsrahmen des Vereins soll in den verschiedenen kurdischen Dialekten erfolgen. Gesetze, juristische Texte und Dokumente aus allen vier Teilen Kurdistans sollen gesammelt, aufbereitet und zugänglich gemacht werden. Die siebenköpfige Leitung des zehn Mitglieder starken Gründungsteams besteht größtenteils aus Absolvent:innen von kurdischsprachigen juristischen Fortbildungen, die in den vergangenen zwei Jahren unter der Federführung der Rechtsanwaltskammer von Van stattfanden.
„Sprache ist das Fundament des Rechts“
Sabîr Ebdulahîzad, Jurist, Autor und Mitbegründer von DADSAZ, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) die Motivation: „Ziel unseres Vereins ist es, das kurdische juristische Vokabular zu erforschen und zu erweitern. Kein Rechtssystem kann sich ohne Sprache entwickeln – Sprache ist das Fundament des Rechts. Wir wollen zeigen, dass auch in Kurdisch alle juristischen Arbeiten möglich sind.“
Das Vereinslogo von DADSAZ
Man plane, internationale Menschenrechtsdokumente ebenso wie zivil- und strafrechtliche Kodizes ins Kurdische zu übersetzen. „Wenn wir diese Grundlagen schaffen, kann sich Kurdisch als Rechtssprache enorm weiterentwickeln“, so Ebdulahîzad. Darüber hinaus werde man internationale Rechtssysteme analysieren und prüfen, welche Modelle sprachlich und inhaltlich zur kurdischen Gesellschaft passen – diese sollen nicht nur übersetzt, sondern auch in Fortbildungen vermittelt werden.
DADSAZ will Zentrum für kurdische Rechtssprache werden
DADSAZ versteht sich langfristig als zentrale Anlaufstelle für kurdischsprachige Rechtsbildung. „Wir wollen ein Zentrum für kurdische juristische Literatur aufbauen, das Ausbildungen, Panels, Symposien und Online-Schulungen anbietet“, so Ebdulahîzad. Für diesen Aufbau sei die Unterstützung weiterer Institutionen und Fachleute nötig. „Die offizielle Anerkennung der kurdischen Sprache ist ein wichtiges Ziel – aber davor müssen wir zeigen, dass Kurdisch als Rechtssprache voll funktionsfähig ist.“
Der Vereinsvorstand © MA
„Ein notwendiger Schritt für den Zugang zu Gerechtigkeit“
Auch der Jurist Ali Şapkacı, ebenfalls Gründungsmitglied, unterstreicht die gesellschaftliche Bedeutung der Initiative: „Wenn man sich die Beziehung der kurdischen Bevölkerung zu Justiz und Gerichten ansieht, wird klar, wie dringend wir eine juristische Infrastruktur in der eigenen Sprache brauchen.“
Der Verein wolle nicht nur Grundlagenwerke schaffen, sondern auch eine Wissensplattform, auf die Studierende, Forschende und praktische Anwendende zugreifen können. „Wenn ein Anwalt in Kurdisch über seinen Fall sprechen und recherchieren kann, wird auch die Kommunikation mit den Mandant:innen leichter. Es geht um Verständlichkeit, Vertrauen und letztlich um Gerechtigkeit.“
Sprache und Recht als politische Dimension
Neben der akademischen Arbeit plant DADSAZ auch eigene Ausbildungsprogramme für Jurastudierende. Für Şapkacı steht fest: „Sprache und Recht bedingen einander. Die Notwendigkeit einer kurdischen Rechtssprache ist nicht nur eine akademische oder berufliche Frage – sie ist hochpolitisch. In Zeiten, in denen demokratische Räume schrumpfen, braucht es eine plurale, inklusive Sprache des Rechts. Nur so kann das Vertrauen in das Rechtssystem wieder gestärkt werden.“
Kurdisch als juristische Sprache zu stärken, sei daher auch ein Beitrag zur Demokratisierung und zu einer gerechteren Gesellschaft. „Recht muss für alle verständlich und zugänglich sein – auch in der eigenen Sprache.“