CPT-Irak legen Nachbericht zu Südkurdistan-Invasion vor

Die CPT-IK haben einen Nachbericht zu den zivilen Auswirkungen der türkischen Invasion in Südkurdistan vorgelegt. Die dokumentierten Fälle zeigen beispielhaft, dass der NATO-Partner nach wie vor gezielt Angriffe gegen Zivilisten verübt.

Die Christian Peacemaker Teams (CPT-Iraqi Kurdistan) haben einen Nachbericht zu ihrem Dossier „Keine Rückkehr: Die zivilen Auswirkungen der türkischen Operation Klauenblitz“ vorgelegt. Der am Mittwoch vorgestellte Bericht der christlichen Menschenrechtsorganisation enthält Details zu den Todesumständen von drei Zivilisten, die im August von der türkischen Armee getötet wurden (ANF berichtete), und benennt vorsätzliche Angriffe gegen Siedlungsgebiete und einer damit einhergehenden massiven Zerstörung von Lebensgrundlagen der angestammten Bevölkerung. Die dokumentierten Fälle zeigen beispielhaft, dass die türkischen Besatzungstruppen nach wie vor gezielt Angriffe gegen Zivilpersonen und zivile Ziele verüben und damit das humanitäre Völkerrecht verletzen. Zudem handelt es sich bei diesen Attacken um Kriegsverbrechen.

Artillerieangriff auf Fahrzeug von Zivilisten

Wie aus dem Bericht der CPT-IK hervorgeht, ereignete sich der am 22. August bekanntgewordene Artillerieangriff der türkischen Armee auf ein Fahrzeug in der Ortschaft Bankê nahe der Kleinstadt Batîfa bereits am 20. August. Das Wrack des Wagens und die Leichen der beiden Insassen Ahmed Shakir (40) und Yousif Aamir (26) seien erst zwei Tage nach dem Artilleriebeschuss auf das Dorf nordöstlich von Zaxo entdeckt worden. Die beiden Männer stammten aus Mosul und waren als Touristen in der Region unterwegs.

Ahmed Shakir (l.) und Yousif Aamir © CPT-IK

Der Bericht benennt auch den Fall des Zivilisten Ibrahim Hassan, der am 13. August in seinem Dorf Dêşişê (Dashish, auch Dishishe) getötet wurde. Die Ortschaft, die bereits zu Beginn der Südkurdistan-Invasion Ende April vollständig entvölkert worden war, sei den CPT-IK zufolge von einem türkischen Militärstützpunkt aus unter Beschuss gesetzt worden, als in der Nähe Auseinandersetzungen zwischen der Guerilla und Besatzungstruppen ausbrachen. „Ibrahim Hassan und zwölf weitere Bewohnerinnen und Bewohner waren [an jenem Tag] kurzzeitig zurückgekehrt, um ihre Felder zu bewässern, die sie für den Unterhalt ihrer Familien benötigten.“

Sechs Verletzte zwischen Mai und August

Den CPT-IK liegen Angaben zu sechs Zivilisten vor, die zwischen dem 25. Mai und dem 10. August infolge von Besatzungsangriffen der Türkei verletzt worden sind:

▪ Am 10. August 2021 wurde Abdulrahman Yousif, 55 Jahre alt, aus dem Dorf Bosal im Unterbezirk Drakar in Zaxo durch türkischen Beschuss verletzt, als er in seinem Obstgarten Feigen pflückte.

▪ Am 8. Juli 2021 wurde ein Zivilist aus dem Dorf Hiror (Hirure) durch Schrapnell verletzt, als das türkische Militär von einem Stützpunkt die Ackerflächen des Dorfes unter Artilleriefeuer setzte.

▪ Am 1. Juni 2021 wurde Ramazan Ali, 70 Jahre alt, verletzt, als das türkische Militär mit Artillerie auf ihn schoss, während er seine Felder in Hiror bewässerte.

▪ Am 26. Mai 2021 wurden die Brüder Ali Muhsin, 16 Jahre alt, und Hasan Muhsin, 20 Jahre alt, durch umherfliegende Granatsplitter verwundet, als das türkische Militär das Dorf Bhere beschoss, wo sie ihre Schafherde bewachten.

▪ Am 25. Mai 2021 wurde Bawer Ahmed, 20 Jahre alt, durch Schrapnell verletzt, als das türkische Militär ihn und andere Bauern, die ihre Felder im Dorf Dêşişê bewässerten, mit Artillerie beschoss.

Zu Besuch bei Ramazan Ali © CPT-IK

Gezielte Brandstiftung als Kriegsmethode

Die gezielte Brandstiftung ist ebenfalls Teil der Invasion in Südkurdistan und der Türkei gleichermaßen als Methode der systematischen Vertreibungspolitik und ethnischen Säuberung. Nach Angaben der CPT-IK sind allein in den Dörfern der Gemeinde Kanî Masî 1.375 Hektar Anbaufläche abgebrannt. „Diese Brände werden von den türkischen Streitkräften durch Bombardierungen, Schüsse und den absichtlichen Einsatz von Brandmunition ausgelöst”, hält die Menschenrechtsorganisation fest. In Gesprächen mit der Organisation berichteten Bewohner:innen zudem, türkische Soldaten dabei beobachtet zu haben, wie diese nachts in Dörfer eindrangen und Anbauflächen in Brand steckten. Der wirtschaftliche Schaden, der duch die Angriffe auf Siedlungsgebiete in Kanî Masî seit dem 28. Juli entstanden ist, belaufe sich auf rund vier Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 3,4 Millionen Euro).

Der vollständige Nachbericht ist unter folgendem Link einzusehen: