In südkurdischen Gouvernement Silêmanî reißen die Protestaktionen gegen die Regierung und ihre Politik seit Tagen nicht mehr ab. Auslöser der Proteste sind grassierende Korruption, mangelnde staatliche Dienstleistungen vor allem in der Strom- und Wasserversorgung sowie sehr hohe Arbeitslosigkeit. Die Sicherheitskräfte der Regionalregierung in Hewlêr reagieren gewaltsam auf die Proteste, teils mit Tränengas und scharfer Munition.
Bei vielen der Protestierenden, die seit letztem Mittwoch in zahlreichen Städten und Bezirken im Großraum Silêmanî auf die Straße gehen, handelt es sich um Beschäftigte aus dem Bildungssektor und öffentlichen Dienst, die ihre ausbleibenden Gehälter einfordern. Auch viele junge Menschen beteiligen sich an den Demonstrationen gegen die politische Elite, der sie Vetternwirtschaft vorwerfen.
Blutige Bilanz: Mindestens zwei Tote
Die Protestwelle war auch am Montag wieder überschattet von Brandanschlägen auf Parteigebäude und Übergriffen auf Demonstrierende. Mindestens zwei Menschen kamen Medienberichten und Menschenrechtsorganisationen zufolge ums Leben, dutzende Personen wurden teilweise schwer verletzt. Es handelt sich um die blutigste Bilanz seit Ausbruch der Massenproteste vor fünf Tagen: In Kirfrî wurde der 20-jährige Ako Salman vor dem Hauptquartier der YNK (Patriotische Union Kurdistans) erschossen. In Çemçemal zielten Sicherheitskräfte der PDK auf den 26-jährigen Aktivisten Adam Yahya und töteten ihn. Zunächst war sein Alter noch mit 16 angegeben worden. Zwei weitere Demonstranten wurden durch Polizeikugeln verletzt.
Ako Salman (l.) und Adam Yahya
Bei einer Demonstration in Ranya sind rund zwanzig Personen bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften verletzt worden. Etwa die gleiche Anzahl an Protestierenden wurde festgenommen.
Ranya
In Seyidsadiq zündeten Protestierende die Büros der PDK, YNK, Yekgirtû, der Gorran-Bewegung, die örtliche Polizeistation sowie den Sitz des Gouverneurs an. Zwei Personen, darunter ein 16 Jahre alter Jugendlicher, wurden von Sicherheitskräften der PDK angeschossen. Ein Polizist soll von Demonstranten eingekesselt und krankenhausreif geprügelt worden sein.
Seyidsadiq
In Şarezur zogen Menschen am Abend auf den Marktplatz und blockierten die Zufahrtswege. Auch hier eröffneten Sicherheitskräfte das Feuer auf Demonstranten und verletzten einen jungen Mann. Kemal Ahmed, Sprecher des Reuf-Beg-Krankenhauses, äußerte gegenüber RojNews, dass ein 27-Jähriger namens Saman Hussein mit einer Schussverletzung am Bein in die Notaufnahme eingeliefert worden ist. Nach einer Erstversorgung wurde der Mann in eine Klinik in Silêmanî verlegt.
In Kelar ist das Gebäude der Gorran-Bewegung von Demonstranten mit Steinen beworfen worden. Sicherheitskräfte versuchten erfolglos, die Menge mit Schüssen in die Luft zu zerstreuen.
Aus Derbendîxan hieß es, Protestierende hätten das Rathaus sowie das Büro von Gorran angezündet. Ein Beteiligter wurde durch Schüsse der PDK-Sicherheit verletzt.
Derbendîxan