Würdevolles Gedenken an Rıza Altun und Ali Haydar Kaytan in Köln

In Köln ist der PKK-Mitbegründer Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun gedacht worden. Die bewegende Trauerfeier war ein kollektiver Moment der Würdigung zweier Persönlichkeiten, deren Vita exemplarisch für eine ganze Generation von Revolutionär:innen steht.

Erinnern heißt kämpfen

In einer bewegenden Gedenkveranstaltung in Köln haben am Sonntag Hunderte Menschen den kurdischen Revolutionären Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun die letzte Ehre erwiesen. Organisiert wurde das Gedenken vom europaweiten kurdischen Dachverband KCDK-E, der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) sowie dem Verein der Gefallenenfamilien KOMAW.

Die Zeremonie fand in der Veranstaltungsstätte Intersaal statt und wurde von zahlreichen Gästen aus Gesellschaft, Politik und Medien besucht. Fotos der beiden gefallenen Gründungsmitglieder der PKK schmückten den Saal, dazu wurde ein Erinnerungsalbum eingerichtet. Ein Gedenkbuch ermöglichte Besucher:innen, persönliche Worte und Gedanken niederzuschreiben. Die Teilnehmer:innen trugen Anstecker mit den Porträts von Kaytan und Altun.


Ein bewegender Auftakt

Der Gedenkakt begann mit einer Schweigeminute, auf die lautstark skandierte Parolen wie "Şehîd namirin“ (Die Gefallenen sind unsterblich) und „Bijî Serok Apo“ (Lang lebe der Vorsitzende Apo) folgten. In einer religiösen Zeremonie durch Pîr Hüseyin Bildik wurden nach alevitischer Tradition Gulbang (Rosengebet) gesprochen und Çerağ-Lichter entzündet.

Familien teilen Erinnerungen

Zöhre Altun, Schwester von Rıza Altun, erzählte über die Anfänge der Bewegung – die in Ankara entstandenen Gruppe um Abdullah Öcalan – und wie ihre Familie Teil dieser historischen Entwicklung wurde. In eindrücklichen Worten erinnerte sie an Gespräche mit Kemal Pir und Abdullah Öcalan. Feride Kaytan, Schwester von Ali Haydar Kaytan, betonte die Verantwortung der Hinterbliebenen, den begonnenen Weg fortzusetzen.


Ein Brief von Deniz Kaytan, dem in der Türkei inhaftierten Bruder von Ali Haydar Kaytan, wurde verlesen. Darin zeichnete er ein emotionales Porträt des verstorbenen Bruders, dessen Wurzeln im von Repressionen gezeichneten Dersim liegen. „Er war ein Dervisch unserer Zeit“, schrieb er.

Historische Bedeutung hervorgehoben

In Redebeiträgen von Ferda Çetin (KCK), Ahmet Karamus (KNK), Cahide Goyî (TJK-E) und anderen wurde das Leben der beiden Gefallenen als beispielhaft für die kurdische Freiheitsbewegung gewürdigt. Çetin nannte sie „zwei Mürşid-i Kamil“, geistige Wegweiser, die eine ganze Generation geprägt hätten.


Ein symbolisches Erbe

Auch langjährige Weggefährt:innen, wie Mazlum Doğans Schwester Nezaket Doğan, Hayri Durmuş’ Schwester Ayten oder der Aktivist Mehmet Demir, betonten die Vorbildfunktion von Kaytan und Altun. Immer wieder wurde unterstrichen, dass ihr Kampf eine moralische wie politische Verpflichtung für die kommenden Generationen darstelle.


Kultur und Musik als verbindendes Element

Ein künstlerisches Rahmenprogramm mit Musikbeiträgen der Kulturbewegung TEV-ÇAND und Lesungen von Gedichten Ali Haydar Kaytans rundete die Gedenkfeier ab. Im Abschluss erklangen erneut Rufe der Solidarität, bevor das Lokma-Brot unter den Anwesenden geteilt wurde.

Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun waren seit der ersten Stunde Mitglieder der PKK. Beide waren jahrzehntelang in verschiedenen Regionen aktiv, ob in den Bergen Kurdistans oder im Exil. Ihre Biografien stehen exemplarisch für eine ganze Generation von Revolutionär:innen, die für kulturelle Selbstbestimmung, demokratische Autonomie und soziale Gerechtigkeit kämpfen.


Das Gedenken in Köln fiel in eine Zeit tiefgreifender Umbrüche innerhalb der kurdischen Bewegung. Die Selbstauflösung der PKK, angekündigt vor rund einer Woche nach dem 12. Kongress, markiert einen strategischen Wendepunkt. Die Trauer um zwei der bekanntesten Vertreter der Partei wurde so auch zur kollektiven Standortbestimmung für eine neue Phase der Bewegung: weg vom bewaffneten Kampf, hin zu politischen Lösungen. Entsprechend wurde die Veranstaltung auch als Ausdruck eines Neuanfangs wahrgenommen. Die Trauer über die Gefallenen verband sich mit der Hoffnung auf eine gerechtere Zukunft für das kurdische Volk.