Föderation der Völker Kurdistans
In Ludwigsburg hat am Sonnabend der 6. ordentliche Kongress der Föderation der Völker Kurdistans (FED-GEL) stattgefunden. Der Verband, der in den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern als Dachstruktur verschiedener kurdischer Räte und Kommunen fungiert, versammelte mehrere hundert Delegierte aus Städten wie Stuttgart, Freiburg, Nürnberg, München, Heilbronn und anderen Regionen Süddeutschlands.
Der Kongress begann mit einer Gedenkminute für die im Mai gefallenen Mitglieder der kurdischen Bewegung. Fotos bekannter Persönlichkeiten der kurdischen Befreiungsbewegung, darunter Abdullah Öcalan sowie die gefallenen Gründungsmitglieder Ali Haydar Kaytan, Rıza Altun und Sakine Cansız, zierten den Versammlungsort. Ein symbolischer Gedenkraum mit Kerzen und Blumen war den „Mai-Gefallenen“ gewidmet – darunter auch der DEM-Abgeordnete Sırrı Süreyya Önder und der Revolutionär Ibrahim Kaypakkaya.
Aktuelle Dynamik: Hoffnungsvoller Wendepunkt
Zur Leitung des Kongresses wurden Zübeyde Zümrüt (KCDK-E), Kerem Gök (KON-MED) sowie Barzan Amed aus der Jugendbewegung ins Kongresspräsidium gewählt. Die Eröffnungsrede hielt der ehemalige Ko-Vorsitzende Mahmut Ünvan, der die aktuelle politische Dynamik als „hoffnungsvollen Wendepunkt“ für die kurdische Bewegung bezeichnete.
Politische Perspektiven und Appelle
Der Journalist Ferda Çetin, ebenfalls als Gastredner anwesend, würdigte die Gefallenen des kurdischen Widerstands und betonte die Rolle Abdullah Öcalans in der Einleitung eines neuen politischen Kurses: „Mit dem Bruch mit der bewaffneten Strategie wird ein friedlicher und gesellschaftlich verankerter Weg eingeschlagen, der eine neue Ära einleiten kann. Die aktuelle Phase ist geprägt von Unsicherheiten, aber auch Chancen, an denen sich jede und jeder beteiligen sollte.“
Auch die Ko-Vorsitzenden von KCDK-E und KON-MED unterstrichen in ihren Ansprachen die historische Bedeutung des Monats Mai und forderten verstärkte Organisation und politische Aktivität innerhalb der Gemeinschaft: „Rıza Altun und Ali Haydar Kaytan sind nicht nur Gefallene, sondern Wegbereiter einer kollektiven Zukunft. Die neue Phase unter der Führung Öcalans verlangt klare Haltung und aktive Organisierung“, sagte Zübeyde Zümrüt.
Kritische Selbstreflexion
Nach der Vorstellung der zweijährigen Arbeitsberichte durch die Kommissionen für Organisation, Frauen und Jugend wurde eine offene Debatte über bisherige Defizite geführt. Delegierte kritisierten insbesondere unzureichende Aktivitäten im kulturellen und sozialen Bereich sowie mangelnde Solidarität mit inhaftierten kurdischen Aktivist:innen und Politiker:innen. Auch die diplomatische Sichtbarkeit der Bewegung wurde als ausbaufähig eingestuft – gerade im Kontext der internationalen Rezeption des neuen politischen Kurses Öcalans.
Reform des Statuts und Neuwahl des Vorstands
Im Anschluss stellte der Jurist Ramazan Toptaş die überarbeiteten Statuten der Föderation vor, die anschließend von den Delegierten verabschiedet wurden. Bei der anschließenden Wahl wurde ein neues 15-köpfiges Leitungsgremium bestimmt. Melike Keskin und Lokman Hedil wurden als neue Ko-Vorsitzende von FED-GEL gewählt.
Zum Abschluss des Kongresses hielten die neuen Vorsitzenden kurze Ansprachen und riefen zur breiteren Beteiligung an der kommenden Phase auf. Der Kongress endete mit Parolen wie „Şehîd Namirin“ (Die Gefallenen sind unsterblich), „Bijî Serok Apo“ (Es lebe der Vorsitzende Apo) und „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit), die sowohl der Gedenkkultur als auch der politischen Kontinuität Ausdruck verliehen.