Trauerfeier für PKK-Mitbegründer
Tausende Menschen haben sich am Samstag auf dem Seyit-Rıza-Platz im Stadtzentrum von Dersim versammelt, um der verstorbenen PKK-Mitbegründer Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun zu gedenken. Die beiden Weggefährten von Abdullah Öcalan galten als zentrale Figuren der kurdischen Freiheitsbewegung. Ihr Tod war Anfang Mai bekanntgegeben worden.
Die Gedenkveranstaltung begann mit einer Demonstration durch die Innenstadt. Trotz polizeilicher Absperrungen setzten sich mehrere tausend Menschen aus dem Viertel Gazik in Richtung des zentralen Platzes in Bewegung. Mit Rufen wie „Şehîd namirin“ (Die Gefallenen sind unsterblich) und „Kurdistan wird das Grab des Faschismus“ wurde der Marsch begleitet.
Familien, Parteien und Zivilgesellschaft versammelt
An der zentralen Gedenkveranstaltung nahmen neben den Familien der Verstorbenen zahlreiche politische Vertreter:innen teil: darunter der DBP-Vorsitzende Keskin Bayındır, die stellvertretende DEM-Vorsitzende Yüksel Mutlu, mehrere DEM-Abgeordnete sowie die abgesetzten Ko-Bürgermeister:innen von Dersim. Auch Vertreter:innen des Dachverbands der demokratischen Alevitenvereine (DAD) und weiterer zivilgesellschaftlicher Organisationen waren anwesend.

Empfangen wurden die Teilnehmer:innen am Platz von den Familien Kaytans und Altuns. Die Zeremonie wurde durch emotionale Gulbang (Rosengebet), Çerağ-Lichter sowie mit Gedichten Kaytans gestaltet. Ein Stromausfall im Stadtzentrum während der Veranstaltung, mutmaßlich durch die türkischen Behörden verursacht, wurde von der Menge mit Protestapplaus und Unmutsäußerungen beantwortet.
Im Anschluss wurde die kurdische Revolutionshymne „Çerxa Şoreşê“ gesungen und minutenlang „Bijî Serok Apo“ (Es lebe Vorsitzender Apo) skandiert. Die DEM-Abgeordnete Newroz Uysal verlas eine Kondolenzbotschaft von Abdullah Öcalan.
„Keine Trauer, sondern Verantwortung“
Der DBP-Politiker Keskin Bayındır rief in seiner Rede dazu auf, nicht in Trauer zu verharren, sondern das politische Vermächtnis beider Revolutionäre aktiv weiterzutragen. „Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun kämpften 33 Jahre lang an der Seite von Öcalan. Sie waren Symbole der Wahrheit“, sagte Bayındır. „Der kurdische Freiheitskampf hat heute eine neue Phase erreicht. Unsere Verantwortung ist groß: Nicht Trauer, sondern Einsatz für Frieden und eine demokratische Gesellschaft ist die richtige Antwort auf ihren Tod.“

Symbolfiguren des kurdischen Widerstands
Hanım Kaya, Vorsitzende des Solidaritätsvereins MEBYA-DER, der sich um Menschen kümmert, die Angehörige im kurdischen Befreiungskampf verloren haben, würdigte Kaytan und Altun als „erste ihrer Art“ und „Wegweiser in den Bergen“. Sie betonte: „Diejenigen, die sagten ‚Kurdistan ist eine Kolonie‘ und an das Prinzip ‚Auf Sozialismus bestehen heißt auf Menschlichkeit bestehen‘ glaubten, haben ihre Leben der Freiheit geopfert.“
Der 52-jährige Befreiungskampf sei kein abgeschlossener Weg, sondern ein Prozess, der in eine neue Etappe eingetreten sei. „Wer das Leben so sehr liebt, dass er bereit ist, dafür zu sterben, hat den Weg geebnet, den wir heute beschreiten“, so Kaya.
Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung rezitierte Narin Gezgör, Vizevorsitzende der DBP, das Gedicht „Ben bir insandım“ („Ich war ein Mensch“) von Ali Haydar Kaytan. Es folgte die Verteilung von Lokma, danach wurden religiöse Lieder vorgetragen. Im Anschluss empfingen die Familien der Verstorbenen weitere Kondolenzbesuche im nahegelegenen Altıüstü-Café.