Gedenken in Paris für Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun

Mit bewegenden Reden, Musik und persönlichen Erinnerungen gedachte die kurdische Community in Paris den PKK-Gefallenen Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun. Die beiden Weggefährten Abdullah Öcalans prägten über Jahrzehnte den kurdischen Freiheitskampf.

Erinnerungen an zwei Revolutionäre

In Paris hat eine Gedenkveranstaltung für Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun stattgefunden. Der Tod der kurdischen Revolutionäre war kürzlich während des 12. Kongresses der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) bekanntgegeben worden. Hunderte Menschen kamen am Donnerstagabend in der französischen Hauptstadt zusammen, um die beiden Gründungsmitglieder der PKK der kurdischen Freiheitsbewegung zu würdigen – darunter Vertreter:innen verschiedener Organisationen sowie Delegationen lokaler Vereine. Im Namen von Abdullah Öcalan, der KCK und KJK wurden Kränze niedergelegt.

Die Zeremonie begann mit einer Schweigeminute für die Gefallenen der kurdischen Befreiungsbewegung. Im Anschluss sprachen Fevziye Erdemirci und Azad Doğan, die beiden Ko-Vorsitzenden der Föderation der Demokratischen Gesellschaften Kurdistans in Nordfrankreich (FCDK-BF).


Erdemirci betonte, wie prägend Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun für die Bewegung gewesen seien: „Mit Heval Fuat und Heval Rıza lernten wir, was Freiheitskampf bedeutet. Sie gehörten zu den ersten Weggefährt:innen unseres Vorsitzenden. Sie waren Vorbilder, Orientierung, Initiatoren – und wir sind ihnen zu großem Dank verpflichtet.“ Ziel müsse es nun sein, ihre Vision weiterzutragen und den Kampf zur Befreiung Kurdistans und Abdullah Öcalans Freiheit zu führen.

Azad Doğan sprach von einem „Tag der Trauer und der Wut“ – doch auch von Verantwortung: „Für Revolutionär:innen wie sie gibt es keine Trauer im klassischen Sinne. Es gilt, ihre Arbeit fortzusetzen. Im Geist Öcalans wollen wir den Frieden und eine demokratische Gesellschaft aufbauen.“

Persönliche Erinnerungen an zwei Revolutionäre

Im Verlauf der Veranstaltung wurden Gedichte von Ali Haydar Kaytan vorgetragen, ein Grußwort Abdullah Öcalans verlesen sowie Videobeiträge über das politische Wirken beider Gefallener gezeigt. Sakine Karakoçan, eine enge Weggefährtin, zeichnete ein persönliches Bild: Kaytan und Altun stammten aus Familien, die der Dersim-Genozid von 1937/38 tief geprägt hatte. Diese Erfahrung habe in ihnen früh einen Widerstandswillen entfacht.

Kaytan sei ein tiefgründiger Mensch gewesen, der Philosophie, Literatur und Kunst mit der politischen Praxis verband, so Karakoçan. Altun sei ein erfahrener Kämpfer mit Stationen im Widerstand von Curnê Reş (tr. Hilvan), dem Gefängnis von Diyarbakır (ku. Amed) und den Bergen Kurdistans gewesen. „Beide waren Teil der Geschichte unserer Bewegung“, sagte sie. „Und wir tragen die Verantwortung, das, was sie begonnen haben, zu vollenden.“

Stimmen aus der Familie

Auch die Familien der Gefallenen meldeten sich zu Wort. Zöhre Altun, Schwester von Rıza Altun, erinnerte an die ersten Jahre der Bewegung: „Damals hatte die Partei nichts – kein Geld, keine Infrastruktur. Die Freund:innen arbeiteten als Tagelöhner:innen, während sie gleichzeitig versuchten, Menschen zu organisieren. Der heutige Stand der Bewegung ist ohne ihren Einsatz nicht denkbar.“


Selma Kaytan, Schwester von Ali Haydar Kaytan, betonte die tiefe Verwurzelung ihres Bruders in der Geschichte Dersims. „Er kannte das Leid und entschied sich deshalb für den revolutionären Weg. Nach dem Kennenlernen von Öcalan stand seine Loyalität außer Frage. Auch Rıza war ein solcher Mensch. Sie gingen diesen Weg konsequent – und wir müssen ihn genauso weitergehen.“

„Derwische des 21. Jahrhunderts“

Einen besonders bewegenden Beitrag leistete Zübeyir Aydar, Mitglied des KCK-Exekutivrats. Er bezeichnete die beiden Verstorbenen als „Derwische des 21. Jahrhunderts“ – als Menschen, die durch ihre Bescheidenheit, ihre innere Überzeugung und ihre Hingabe das Rückgrat der Bewegung bildeten. „Mit einer Handvoll Genossen haben sie begonnen – heute sind wir Millionen. Ihre Treue zu Rêber Apo (Abdullah Öcalan) war unerschütterlich. Wenn wir ihnen gerecht werden wollen, dann nur, indem wir ihren Traum verwirklichen: die Freiheit Rêber Apos und ein freies Kurdistan.“

Abschied mit Musik und Poesie

Zum Abschluss der Veranstaltung trug der Künstler Şahin Polat Gedichte vor, darunter eines von Cuma Tak über Kaytan sowie eines von Kaytan selbst. Die Sängerin Meral Alkan begleitete die Zeremonie musikalisch mit traditionellen kurdischen Liedern. Viele Anwesende sprachen den Familien persönlich ihr Beileid aus – die Gedenkfeier endete in stiller Solidarität.