Der Mai gilt seit jeher als Monat des Gedenkens innerhalb der kurdischen Freiheitsbewegung. In einer Erklärung erinnern die Volksverteidigungskräfte (HPG) an die zahlreichen Gefallenen, „die durch ihren Widerstand und ihre Opferbereitschaft das Fundament der Bewegung gelegt haben“. Insbesondere wird der „18. Mai“ – der Todestag von Haki Karer – als „Tag der Gefallenen“ hervorgehoben. Der türkischstämmige Karer, ein enger Weggefährte Abdullah Öcalans, wird von der kurdischen Bewegung als eine zentrale Figur der internationalistischen Solidarität verstanden.
Viele Namen, die Geschichte schrieben
„Unsere Freiheitsbewegung ist auf den Schultern derer gewachsen, die ohne Zögern den Weg der Selbstaufopferung gewählt haben, um ihrem Volk eine würdevolle Zukunft zu ermöglichen“, betonen die HPG. Die Erklärung nennt eine Vielzahl historisch bedeutsamer Todesdaten und Namen kurdischer und türkischer Persönlichkeiten, darunter Abdulkadir Çubukçu, der am 1. Mai 1982 im libanesischen Beirut im Kampf an der Seite des palästinensischen Volkes gefallen ist; die Guerillakommandanten Ramazan Kaplan, Mehmet Karasungur, Azad Sîser und Çekdar Amed; die Opfer des Dersim-Genozids von 1937/38; die hingerichteten Anführer der türkischen 68er-Bewegung – Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin Inan; der unter Folter ermordete Revolutionär Ibrahim Kaypakkaya; die vom iranischen Regime hingerichteten Sêdar-Gefallenen Shirin Alamhouli, Farzad Kamangar, Ali Heydarian und Farhad Vakili; die im Südkrieg gefallene Guerillakämpferin Gurbetelli Ersöz (Mizgîn); die vom irakischen Baath-Regime hingerichtete Leyla Qasim; der in Raqqa gefallene Internationalist Ulaş Bayraktaroğlu; die „Helden der Nacht der Vier“ – Ferhat Kurtay, Eşref Anyık, Mahmut Zengin, Necmi Öner; die Toten des Massakers von Hewlêr sowie zahlreiche weitere Gefallene. Jeder einzelne Name stehe für „eine Linie des ungebrochenen Widerstands“ und eine kollektive Erinnerung, die im kurdischen Bewusstsein tief verankert sei.
Gedenken an Kaytan und Altun
Besonderes Augenmerk legen die HPG in ihrer Erklärung auf die jüngst bekannt gewordene Todesnachricht der PKK-Mitbegründer Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun, denen der zwischen dem 5. und 7. Mai in den Medya-Verteidigungsgebieten abgehaltene Kongress der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gewidmet worden war. Beide Persönlichkeiten prägten über Jahrzehnte hinweg Theorie und Praxis der kurdischen Bewegung. Die HPG beschreiben Kaytan als „spirituellen Führer“ und „Pîr“, als jemand, der die Ideologie der apoistischen Bewegung „bis in jede Faser verkörperte“. Rıza Altun hingegen wird als unerschrockener Kämpfer gewürdigt – sowohl im militärischen als auch im politischen Bereich: „Ein Architekt der Selbstverteidigung, ein Pionier des Gefängniswiderstands und ein brillanter Diplomat demokratischer Politik.“
Der Mai als kollektive Erinnerung und Verpflichtung
Ihr Tod markiere nicht ein Ende, sondern sei ein Aufruf, ihre Werte in neuer Form weiterzutragen, so die HPG. Die Erklärung endet mit einem klaren Bekenntnis: „Die Gefallenen sind unser moralischer Kompass. Als Freiheitskämpfer:innen Kurdistans versprechen wir, ihre Werte durch eine sozialistische, demokratische Gesellschaft weiterzutragen. In ihrem Geist kämpfen wir weiter – mit dem Mut, der aus der Erinnerung wächst.“ Der abschließende Satz lautet: „Şehîd namirin – Die Gefallenen sind unsterblich.“