Gedenken an die Sêdar-Gefallenen

Vor zwölf Jahren wurden die kurdischen Gefangenen Shirin Alamhouli, Farzad Kamangar, Ali Heydarian und Farhad Vakili im berüchtigten Evin-Gefängnis des iranischen Regimes hingerichtet. Vielerorts finden Gedenkveranstaltungen statt.

Anlässlich ihres zwölften Todestages finden vielerorts in Kurdistan und der Diaspora Gedenkveranstaltungen für Shirin Alamhouli, Farzad Kamangar, Ali Heidarian und Farhad Vakili statt. Die politischen Gefangenen des iranischen Regimes waren in den frühen Morgenstunden des 9. Mai 2010 im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran gehängt worden. Sie alle saßen wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ sowie „Feindschaft zu Gott“ im Zusammenhang mit der in Rojhilat aktiven Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK) im Gefängnis und waren nach unfairen, nur wenige Minuten dauernden Verfahren zum Tode verurteilt worden. Im Gefängnis wurden sie körperlicher Folter und psychologischem Druck ausgesetzt. Keine der Hinrichtungen wurde zuvor angekündigt.

Shirin Alamhouli war Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung, Farzad Kamangar und seine beiden Kollegen arbeiteten als Lehrer. Mit den „Sêdar-Gefallenen“ (Sêdar bedeutet im Kurdischen „Galgen“), wie die vier in Kurdistan genannt werden, wurde auch der Iraner Mehdi Eslamian gehängt. Er war bezichtigt worden, 2008 an einem Anschlag gegen eine Moschee in Schiras, der einer monarchistischen Exil-Gruppierung zugerechnet wurde, beteiligt gewesen zu sein.

Eine der Gedenkveranstaltungen für die fünf Ermordeten wurde in der schwedischen Hauptstadt Stockholm abgehalten. Dazu aufgerufen hatten neben den skandinavischen PJAK-Strukturen das „Komitee der Frauen Ostkurdistans“ (Ronak). Anwesend war auch eine Gruppe Intellektueller und Kunstschaffender von der linken Bewegung Pakistans, die das Gedenken mit eindrucksvollen Gesängen in ihrer Muttersprache begleiteten und sich solidarisch mit dem kurdischen Befreiungskampf zeigten.


Zuvor wurde jedoch eine Schweigeminute für die Gefallenen gehalten. Daran anschließend verlas eine Ronak-Aktivistin eine Erklärung der Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (KJAR). „Seit Beginn seines Bestehens greift der iranische Staat auf die Methode der Folter und Hinrichtung zurück, sobald er angesichts des revolutionären Kampfes der Unterdrückten in seinen Grundfesten erschüttert wird“, hieß es darin. Verwiesen wurde auch auf die Situation von Zeynab Jalalian. Die politische Gefangene aus dem ostkurdischen Makû befindet sich seit 2008 in iranischer Haft und ist die einzige weibliche „Lebenslängliche“. Eine letzte Nachricht über das Befinden Jalalians, die an diversen Krankheiten leidet, drang vor einem Jahr an die Öffentlichkeit. Den letzten persönlichen Kontakt gab es 2020. In Kurdistan ist man besorgt um ihr Leben.

„Verurteilen reicht nicht mehr“

Ayşe Didar, Sprecherin des Verbands der Frauen Kurdistans in Skandinavien (YJK-Schweden), zeigte auf ein Plakat mit den Bildern der Sêdar-Gefallenen und sagte: „Diese Freund:innen, die Symbole des Widerstands waren, wurden trotz internationaler Reaktionen hingerichtet. Verurteilen reicht nicht mehr, die ganze Welt muss eine klare Haltung einnehmen. Unsere Erinnerung an diese Gefallenen wird stets wach bleiben.“

Über 350 Hinrichtungen in 2021

Iran hat eine der höchsten Hinrichtungsraten auf der Welt und zählt zu den Ländern mit den meisten politischen Gefangenen. Laut Iran Human Rights Monitor wurden im vergangenen Jahr 357 Menschen hingerichtet, das sind 107 mehr als 2020. Die wirkliche Zahl dürfte allerdings noch um einiges höher liegen, weil das iranische Regime die Hinrichtungen oftmals heimlich vollstreckt.