Anlässlich ihres elften Todestages hat die Koordination der Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) der politischen Gefangenen Shirin Alamhouli, Farzad Kamangar, Ali Heidarian und Farhad Vakili gedacht. Alamhouli war Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung, Kamangar und seine beiden Kollegen arbeiteten als Lehrer. Am 9. Mai 2010 wurden die vier Kurd:innen im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran hingerichtet. Sie alle saßen wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ sowie „Feindschaft zu Gott“ im Zusammenhang mit der Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK) im Gefängnis und waren nach unfairen, nur wenige Minuten dauernden Verfahren zum Tode verurteilt worden. In Haft wurden sie massiver körperlicher und psychischer Folter ausgesetzt, keine der Hinrichtungen wurde zuvor angekündigt. Mit ihnen zusammen wurde auch der Iraner Mehdi Eslamian gehängt.
„Zu einer Zeit, in der die Unterdrückungspolitik des faschistischen iranischen Regimes am intensivsten war, der Wille der Frauen vollständig gebrochen werden sollte und Femizide gemäß der Scharia einen massiven Anstieg erlebten, verkörperte unsere Weggefährtin Shirin Alamhouli ein Aufbegehren gegen diese Ordnung. Ihre Rebellion zeigte den Weg zur Freiheit an, auf dem sie mit der Philosophie von Rêber Apo (Abdullah Öcalan) zusammentraf. Shirin, die Tochter von Makû, flechtete die Widerstandskultur der Serhed-Berge mit ihrer Seele und ihrem Geist zusammen. Sie entfaltete eine rebellische Persönlichkeit, die den Feind bis auf die Knochen erzittern ließ. Und sie erkannte, dass der Gang in die freien Berge der wirksamste unter den Kämpfen gegen das System war”, so die KJK.
Shirin Alamhouli war 26 Jahre alt, als sie im Frühjahr 2008 in der iranischen Hauptstadt Teheran festgenommen und in das Hauptquartier der „Revolutionsgarden” (IRGC) gebracht wurde. Von den 25 Tagen, die sie dort festgehalten wurde, war sie 22 Tage im Hungerstreik. Die dort erlebte Folter setzte sich im Evin-Gefängnis fort. In einem Brief vom Januar 2010 schrieb Alamhouli: „Als ich ins Gefängnis gebracht wurde, fingen sie sofort an, mich zu schlagen, ohne mir Fragen zu stellen oder irgendwelche Antworten abzuwarten. Alle meine Folterer waren Männer. Ich wurde auf ein Bett gefesselt. Sie schlugen mich mit elektrischen Schlagstöcken und Kabeln. Sie boxten und traten mich. Wenn ich ihre Fragen nicht beantworten konnte, schlugen sie mich weiter, bis ich bewusstlos wurde. Dann übergossen sie mich mit kaltem Wasser. Einmal traten sie mich während des Verhörs so heftig in den Unterleib, dass ich schwere innere Blutungen bekam.”
Von links nach rechts: Farhad Vakili, Farzad Kamangar, Shirin Alamhouli und Ali Heidarian © Ribwar Parwizi
Die KJK bezeichnet Shirin Alamhouli als „Schmetterling der Freiheit”. Sie sei die „ewig scheinende Sonne der Revolution von Rojhilat”, die die „apoistische Frau” reflektiere. „Die Revolution von Rojhilat wird eine Frauenrevolution. In diesem Moment des Lebens, in dem das iranische Regime mehr denn je die Repression gegen Kurd:innen und Frauen ausweitet, betonen wir als KJK erneut die Notwendigkeit, den gemeinsamen Frauenkampf gegen faschistische Mentalitäten zu stärken.
Als Frauenbefreiungsbewegung ist es unsere Pflicht, den Widerstand von Shirin Alamhouli und den Freunden Farzad Kamangar, Ali Heidarian und Farhad Vakili zu erweitern. Wir sagen, die Zeit ist gekommen, den Kampf mit dem Geist von Shirin zu führen. Wir verneigen uns vor ihr und unseren Weggefährten voller Respekt und nehmen die Pflicht an, die Erinnerung an sie und alle anderen Mai-Gefallenen wachzuhalten. Wir rufen das kurdische Volk auf, es uns gleichzutun und den Kampf gegen die Faschisten auszuweiten.”