„Mesopotamische Farben“ in Kiel

Die Künstlerin Asli Filiz lud im Rahmen der Kurdischen Kulturwochen in Kiel ins Kulturzentrum hansa48 zu einer Vernissage ein mit dem Titel „Mesopotamische Farben“.

Die Bilder von Asli Filiz beschäftigen sich mit mesopotamischer Geschichte, mesopotamischer Mythologie und Frauen. Vor allem thematisieren sie Frauen, die von patriarchalischen Systemen nicht anerkannt und ermordet oder gefoltert wurden: Jina Mahsa Amini, Garibe Gezer, Aysel Tugluk, die Samstagsmütter, die verschwundenen Töchter von Dersim nach dem Genozid sowie Frauen, die einem Femizid zum Opfer fielen. Asli Filiz sagte in ihrer Begrüßungsrede: „Ich hoffe, dass Frauen nicht mehr Opfer dieser systematischen staatlichen, männlichen Gewalt ausgesetzt und getötet werden. Denn erst dann kann ich endlich aufhören, diese in meinen Bildern sichtbar zu machen.“ Die Künstlerin wies die anwesenden Gäste auf die fortgesetzten und sogar verstärkten völkerrechtswidrigen Angriffe der Türkei auf Rojava hin, in denen wieder Frauen und Kinder getötet und ihre für sie wichtige Infrastruktur wie auch die Natur zerstört werden. „Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt gegen Zivilisten, gegen Frauen und Kinder. Wir bestehen auf unser Recht auf ein Leben ohne Gewalt und Kriege. In diesem Sinne: Frau – Leben – Freiheit.“


Nach der Begrüßung führte Asli Filiz ihre Gäste durch die Ausstellung und erläuterte ihnen die Geschichte ihrer Werke. So hat beispielsweise das Bildobjekt „Die verschwundenen Mädchen von Dersim“ (2021) die vom türkischen Staat in den Jahren 1937 bis 1938 in Dersim ausgeübten Massaker zum Thema. Zehntausende sind in dieser Zeit getötet worden. Sie wurden erschossen, von Klippen gestoßen, angezündet oder mit Giftgas ermordet. Tausende Familien wurden zwangsumgesiedelt in die westtürkischen Provinzen. Überlebende Jungen wurden in Waisenhäuser gesteckt, sehr junge Mädchen nach bestimmten Kriterien selektiert. Sie wurden der mittleren und oberen Schicht der Gesellschaft übergeben; die weniger Hübschen wurden anderweitig verteilt. Mit diesen Entwurzelungen sollten sich die alevitisch-kurdischen, zazaischen und armenischen Mädchen in die türkisch-islamische Kultur assimilieren. Auf der Homepage von Asli Filiz heißt es dazu weiter: „Unsere Bemühungen, die verschwundenen Mädchen zu finden und ihre Lebensgeschichten zu dokumentieren, gehen weiter.“ Die Ausstellung wird noch bis zum 29. Oktober in der Hansastraße 48, 24118 Kiel / 10.00 - 22.00 Uhr gezeigt.

Asli Filiz ist in Kanîreş (tr. Karlıova) in der Provinz Çewlîg (Bingöl) geboren und lebt seit 2015 in Deutschland. Sie studierte Grafikdesign an der Beykent- Universität in Istanbul. Später ergänzte sie ihre Ausbildung an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK Hamburg) und arbeitet als Grafikdesignerin und Art Direktor in Werbeagenturen.

Die Kurdischen Kulturwochen Kiel dauern noch bis zum 1. Dezember.