Erinnerungskultur im Fokus
Nach einjähriger Pause findet das FilmAmed-Dokumentarfilmfestival erneut statt. Die diesjährige neunte Ausgabe wird vom 26. bis 30. September in Zusammenarbeit zwischen der Akademie für Kino des Nahen Ostens und der Bezirksverwaltung von Payas (tr. Kayapınar) veranstaltet. Unter dem Motto „Wurzeln … Wahre Legenden am Feuer“ widmet sich das Festival der filmischen Aufarbeitung kollektiver Erinnerung und sozialer Realitäten.
Ein Festival gegen das Vergessen
FilmAmed ging 2011 aus einer Initiative des Kultur- und Kunstzentrums Cegerxwîn hervor und entwickelte sich ab 2012 zu einem eigenständigen Festival für Dokumentarfilm. Trotz politischer Repressionen, insbesondere nach der erstmaligen Einsetzung von Zwangsverwaltern in kurdischen Kommunen im Jahr 2016, wurde das Festival mit Unterbrechungen weitergeführt.
Emin Isi von der Akademie für Kino des Nahen Ostens betonte gegenüber ANF die Bedeutung des Festivals für die Region: „FilmAmed ist das einzige Dokumentarfilmfestival in Kurdistan. Gerade in einer Zeit, in der kollektive Erinnerung ausgelöscht werden soll, kommt der Dokumentarfilm als Gegenstimme große Bedeutung zu.“
Politische und kulturelle Widerstände
Die immer wiederkehrende Aussetzung des Festivals sei auf die Auswirkungen der Zwangsverwaltung zurückzuführen, sagte Isi. In den letzten acht Jahren fand das Festival nur viermal statt – kulturelle Strukturen hätten gelitten, viele Formate seien unterdrückt oder zensiert worden. Dass das Festival nun wieder gemeinsam mit der Stadtverwaltung stattfinden könne, sei ein wichtiger Schritt zur kulturellen Wiederbelebung.
„Kultur und Kunst stehen in Kurdistan unter erheblichem Druck. Doch wir glauben, dass Dokumentarfilme, die sich mit Erinnerung und sozialen Themen beschäftigen, gerade in einer Stadt wie Amed einen besonderen Stellenwert haben“, so Isi.
Hohe Resonanz – Internationale Beteiligung
Laut der Festivalleitung gingen in diesem Jahr 771 Filme aus der Türkei, Kurdistan und dem Ausland ein. Die Auswahlkommission habe sich intensiv mit dem diesjährigen Leitmotiv auseinandergesetzt. Es stehe für eine Rückbesinnung auf die Wurzeln, für Widerstandskraft und Erneuerung durch die Kraft der Erzählung.
Foren, Workshops und vielfältige Perspektiven
Begleitend zu den Filmvorführungen sind öffentliche Foren und Bildungsformate geplant. Die Organisatoren erwarten ein „farbenfrohes Festival“, das Geschichten aus aller Welt zusammenbringt. „Wir wollen die Erinnerung an diese Region und ihre Menschen wachhalten“, erklärte Isi. „In einer Zeit, in der kollektive Identitäten bedroht sind, brauchen wir Räume für Authentizität, Austausch und Wahrheit – FilmAmed will genau das bieten.“