Nach Vorführungen in der Türkei startete der Film „Das Leben einer Schneeflocke“ (2022), der von dem kurdischen Filmemacher Kazım Öz geschrieben, inszeniert und produziert wurde, in Basel seine Europa-Tournee. Er thematisiert die sozialen Realitäten der Türkei anhand einer Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft. In den Hauptrollen spielen Sema Gültekin (Miase), Cezmi Baskın (Nejat) und Münir Can Cindoruk (Azad).
Nach der Vorführung sprach der Regisseur mit ANF über die Herausforderungen beim Drehen von Independent-Filmen in der Türkei und machte auf die stärker werdende Zensur aufmerksam.
Kazım Öz hat seit 1999 sieben Spielfilme und zwei Kurz-/Dokumentarfilme gedreht. In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren habe die türkische Regierung „die Kunstszene erheblich unter Kontrolle gebracht hat“ beklagte Öz und fügte hinzu: „Sie hat Künstler, ihre Produktionen und ihre Arbeit wirtschaftlich an sich gebunden und versucht, sie politisch und kulturell zu zähmen. Und ich denke, das ist ihr weitgehend gelungen. Aber sie geht härter gegen diejenigen Personen, Gruppen und Werke vor, die dieser Linie nicht folgen.“
Kazım Öz ist für seine oppositionelle Haltung als Filmemacher bekannt. Einige Szenen seines Films „Zer“ wurden zensiert, seine Komödie „Oyuna Geldik“ über das Leben eines Bürgermeisters gar verboten. Öz betonte die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Widerstands gegen die Zensur in der Türkei und sagte: „Meine Filme sind immer dieser Art von Zensur ausgesetzt.“
Er betonte, dass das Filmemachen verschiedenen Schwierigkeiten ausgesetzt sei: „Ich habe derzeit vier Projekte auf meinem Schreibtisch und überlege, welches ich realisieren soll. Das hängt etwas von den Umständen ab. Ich suche einen Produzenten. Das wird darüber entscheiden, welches Projekt umgesetzt wird.“
Mit einem neuen Prozess, der in Imrali zur Lösung der kurdischen Frage und zur Demokratisierung der Türkei eingeleitet wurde, verbindet Öz die Hoffnung, dass auch das Kino positiv beeinflusst wird. „Wenn der Prozess erfolgreich ist, oder besser gesagt, wenn ein neuer Prozess beginnt, wird sich das sicherlich positiv auf das Kino auswirken. Aber natürlich scheint es ein sehr schmerzhafter Verlauf zu werden“, sagte er.
Doch der Filmemacher bleibt entschlossen: „Wir müssen uns bemühen, unter allen Umständen Filme zu drehen. Wir müssen in jedem Kontext den Schlüssel zum Filmemachen finden, sei es unter Faschismus, Demokratie oder Sozialismus. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir unter all diesen Bedingungen Filme drehen können.“