Konkrete Kooperationsprojekte
Eine achtköpfige Delegation des Verbands kurdischer Ärzte in Deutschland e.V. und der Städtepartnerschaft Friedrichshain/Kreuzberg – Dêrik e.V. reiste Ende Mai in die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES). Ziel des Besuch war die gemeinsame Evaluation der medizinischen und humanitären Situation in der multiethnischen Region, um deren Verbesserung künftig durch konkrete Projektarbeit zu unterstützen.
Erste Klinikpartnerschaft zwischen Deutschland und Syrien
Im Mittelpunkt stand hierbei die erste von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geförderte Klinikpartnerschaft mit dem Krankenhaus in Dêrik (al-Malikiya). In diesem Rahmen sei die gezielte Ausbildung medizinischen Fachpersonal geplant, um einen Beitrag zum Wiederaufbau des syrischen Gesundheitssystems zu leisten. Bereits jetzt wurde eine konkrete Unterstützung erzielt. „Wir konnten 72.000 Euro für neue Dialysegeräte und dringend benötigtes Verbrauchsmaterial übergeben“, so Birgit Koch-Dallendörfer, Ko-Vorsitzende des Ärzteverbands.
Medizinische Versorgungslage
Um sich einen Überblick über die medizinische Versorgungslage zu verschaffen, besuchte die Delegation unterschiedliche Einrichtungen in drei Städten der DAANES. Darunter waren die Ärztekammer von Nord- und Ostsyrien, eine mobile Klinik, ein Krebszentrum, die medizinische Fakultät der Universität Qamişlo, eine Rehabilitationsklinik sowie das IDP-Camp Newroz in Dêrik. Als „besonders erschütternd“ empfanden die Delegationsmitglieder den Besuch im „Nationalen Krankenhaus Qamişlo“, das bis Ende 2024 vom syrischen Assad-Regime betrieben wurde. Statt Inventar und Material für medizinisch Versorgung, fand die Delegation Überreste ehemaliger Gefängniszellen vor.
Unterstützung für den Bildungsbereich
Im Rahmen der Städtepartnerschaft Friedrichshain/Kreuzberg – Dêrik werden Projekte der zivilgesellschaftlichen Infrastruktur in unterschiedlichen Bereichen in Dêrik unterstützt, so sind beispielsweise zwei Schulprojekte in Planung. In diesem Rahmen besuchte die Delegation eine Schule in der Stadt, die bei dem Erdbeben 2023 stark beschädigt wurde. Zum Zweck der Renovierung wurden dabei 27.400 Euro an Hilfsgeldern des Kinderhilfswerks GLOBAL CARE übergeben.
Trinkwasserversorgung
Bei einem Treffen mit der Wasserbehörde wurde zudem ein neuer solarbetriebener Brunnen für Binnenvertriebene vorbereitet. Ein solcher wurde vergangenen Jahres, finanziert durch die Landesstelle Berlin für Entwicklungszusammenarbeit (LEZ), bereits im Dêriker Stadtviertel Şehid Xebat in Betrieb genommen und versorgt über 5.000 Menschen mit Trinkwasser.
Humanitäre Lage
Beim Empfang durch die DAANES-Außenbeauftragte Ilham Ehmed standen neben der humanitären Lage auch der politische Stillstand und die Rolle Europas im Fokus.
Die Auswirkungen von Krieg und Embargo prägen den Alltag in der DAANES: Strom wird meist über Generatoren erzeugt, sauberes Wasser ist vielerorts knapp. Ursache sind unter anderem wiederholte völkerrechtswidrige Angriffe auf zivile Infrastruktur durch die Türkei in den vergangenen Jahren.
Über sechs Millionen Menschen gelten in Syrien weiterhin als Binnenvertriebene. Die Delegation konnte sich in Schulen, alten Fabrikhallen und offiziellen Camps ein Bild der schwierigen Lebensumstände machen.
Janosch Tries, Vorstand des Städtepartnerschaftsvereins, betonte: „Die Sicherheitslage in Städten wie Qamişlo ist stabil. Viele Binnenvertriebene aus anderen Landesteilen haben hier Schutz gefunden. Die Region hat mit ihrem entschlossenen Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat maßgeblich zur globalen Sicherheit beigetragen – sie verdient Solidarität und konkrete Unterstützung.“
Die Eindrücke der zweiwöchigen Reise sind eindeutig
Die humanitäre Lage bleibt vielerorts äußerst schwierig. Ob im Gesundheitswesen, in Bildungseinrichtungen oder der Energieversorgung – es fehlt an Unterstützung, um ein Leben in Würde zu ermöglichen, resümiert die Delegation. Sie spricht sich für ein Syrien aus, das allen ethnischen und religiösen Gruppen gleiche Rechte und politische Teilhabe garantiert.