Das Theaterfestival Amed öffnet in diesem Jahr zum zehnten Mal seine Vorhänge und beginnt am Freitag unter dem Motto „Çiraya me geş dibe“ („Unser Licht wird schöner“). Das bis zum 4. Mai laufende Festival vereint unterschiedliche Sprachen und Kulturen auf der Bühne und ist längst zu einem Ort kollektiver Erinnerung und künstlerischen Widerstands geworden.
Organisiert vom Stadttheater Amed (tr. Diyarbakır) in Kooperation mit dem Städtischen Theater Diyarbakır, werden im Rahmen des Festivals insgesamt elf Theaterstücke aufgeführt – darunter ein Stück in Armenisch, vier in Soranî, sechs in Kurmancî und vier in Türkisch. Theatergruppen aus Ost-, Süd- und Westkurdistan werden ebenfalls teilnehmen.
Eröffnung im Zeichen des Gedenkens
Das Festival wird mit einer Tanzperformance eröffnet. Zum Gedenken an den kurdischen Schauspieler Bavê Teyar, der im Januar bei einem türkischen Drohnenangriff auf den Tişrîn-Staudamm in Nordsyrien ums Leben kam, wird eine Videopräsentation gezeigt. Anschließend wird die Performance „Palma“ aufgeführt.
Zum ersten Mal wird auch eine armenische Theatergruppe, Hangartz, mit einem eigenen Stück vertreten sein. Türkische Theatergruppen wie Moda Sahne, Istanbul Impro, Adam Tiyatro und BGST Tiyatro präsentieren ebenfalls ihre Werke im Rahmen des Festivals, ebenso Ensembles der in Ostkurdistan ansässigen Kulturvereinigungen Akademiya Huner (Sine) und Bertevg a Kargeha Şanûya Hûman (Seqiz).
„Ein Festival, das alle anspricht“
Die Schauspielerin Şilan Alagöz vom Stadttheater Amed betont die integrative Rolle des Festivals: „Trotz aller Widrigkeiten und Einschränkungen sind wir stolz, das Festival seit zehn Jahren aufrechterhalten zu haben. Es hat sich zu einem kulturellen Gedächtnis für die Region entwickelt.“ Sie lädt die gesamte Bevölkerung ein, an diesem vielfältigen kulturellen Ereignis teilzunehmen. „Das Festival richtet sich an alle gesellschaftlichen Gruppen und bringt durch seine mehrsprachige Struktur verschiedene Kulturen zusammen. Gerade deshalb hat es für uns und unsere Stadt einen ganz besonderen Wert“, so Alagöz weiter.
Hoffnung und Stärke auf der Bühne
Im Rahmen des Festivals wird auch das neue Stück „Romeo û Juliet“ des Amed-Stadttheaters uraufgeführt. „Wir sind sehr aufgeregt und freuen uns. In diesem Jahr stehen wir mit noch mehr Kraft und Hoffnung auf der Bühne“, sagt Alagöz. Das Festival biete ein einzigartiges Angebot, da Stücke in mehreren Sprachen präsentiert würden – ein lebendiger Ausdruck des Zusammenlebens verschiedener Kulturen. „Natürlich würden wir gerne noch mehr Sprachen auf der Bühne zeigen, aber die Bedingungen erlauben das nicht immer. Dennoch ist es uns wichtig, dass sich alle Kulturen in unserem Festival wiederfinden können“, erklärt sie.
„Amed wird sich am Theater sattsehen“
Abschließend ruft Alagöz die Menschen dazu auf, das Festival zu besuchen: „Unsere Zuschauer:innen haben uns nie im Stich gelassen. Gemeinsam können wir das Licht dieser Kultur heller leuchten lassen. Wer eine Einladung erhält, kann alle Stücke besuchen. Besonders Theaterliebhaber:innen laden wir herzlich ein. Lasst uns gemeinsam diese kulturelle Bewegung stärken.“
Raum für Vielfalt, Widerstand und Gemeinschaft
Mit seinem mehrsprachigen und multikulturellen Profil ist das Theaterfestival Amed mehr als nur eine künstlerische Veranstaltung – es ist ein Raum für Begegnung, Erinnerung und Hoffnung. In einer Region, in der kultureller Ausdruck oft mit politischen Hürden konfrontiert ist, schafft das Festival seit einem Jahrzehnt Raum für Vielfalt, Widerstand und Gemeinschaft.