Internationale Reaktionen gefordert
In mehreren Städten der Schweiz haben am Donnerstagabend zeitgleich Proteste gegen die anhaltenden Angriffe der Türkei auf Guerillagebiete in Südkurdistan stattgefunden. Die Kundgebungen erfolgten auf Aufruf des Demokratischen Kurdischen Rats in der Schweiz (CDK-S) und der kurdischen Frauenbewegung YJK-S. Anlass war eine Erklärung der Volksverteidigungskräfte (HPG), die der türkischen Armee den verstärkten Einsatz schwerer Waffen und chemischer Kampfstoffe in den Guerillagebieten vorwirft.
Die Proteste fanden in Solothurn, Genf, Lausanne, Basel, Winterthur und Bern statt.
Solothurn: Angriff auf „Hoffnung auf Frieden“
Vor dem Hauptbahnhof Solothurn verurteilten Vertreter:innen des Kurdischen Gesellschaftszentrums (DKTM)und der Frauenbewegung die Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete, aber auch das irakische Embargo gegen das kurdische Flüchtlingslager Mexmûr. Laut YJK-S-Vertreterin Ruken Demir zielten die Angriffe nicht nur auf die kurdische Bewegung, sondern auch auf die Hoffnung auf einen demokratischen Friedensprozess.
Genf: „Krieg ist kein Schweigen wert“
Am Place du Mont-Blanc in Genf forderte CDK-S-Ko-Vorsitzender Osman Tekin nach einer Schweigeminute internationale Reaktionen: „Die türkische Regierung begeht mit dem Einsatz verbotener Mittel Kriegsverbrechen – wer schweigt, macht sich mitschuldig.“
Winterthur: Kritik trotz angekündigter Entwaffnung
In Winterthur erinnerte der örtliche DKTM-Sprecher Kamber Çalgan daran, dass die PKK im Rahmen des Dialogprozesses zwischen Abdullah Öcalans und dem türkischen Staat einen Waffenstillstand erklärt hatte. Dennoch halte die Türkei an militärischen Angriffen mit chemischen Waffen fest. „Der kurdische Widerstand wird den Weg zu einem würdevollen Frieden weiterverfolgen“, so Çalgan.
Lausanne: Deutliche Worte eines Schweizer Politikers
Julien Schwab, Vorsitzender der Partei der Arbeit (POP), kritisierte in Lausanne die türkische Regierung scharf: „Die Bereitschaft der PKK zum Dialog wurde gezielt untergraben. Die Bombardierungen sind ein Bruch des Friedenswillens.“ Schwab forderte von der Schweizer Regierung unter anderem den Abbruch der militärischen Kooperation mit der Türkei, Unterstützung bei politischen Vermittlungsbemühungen, eine klare Positionierung gegen Kriegsverbrechen und den Schutz kurdischer Geflüchteter in der Schweiz.
Basel: Appell an Menschenrechtsorganisationen
In Basel wurde der Einsatz verbotener Chemiewaffen in den Regionen Zap und Metîna thematisiert. In einer auf Deutsch verlesenen Erklärung riefen die Veranstalter:innen internationale Menschenrechtsorganisationen auf, die Geschehnisse zu untersuchen. Der kurdischen Bevölkerung müsse mit Respekt begegnet werden, hieß es.
Bern: Kritik am „Frieden im Schatten des Krieges“
Auf dem Bahnhofplatz in Bern betonten die Ko-Vorsitzenden des lokalen DKTM, Saadet Kuran und Osman Ünal, dass die Türkei trotz Waffenstillstand ihre Militärkampagnen fortsetze. Die Attacken stünden im Widerspruch zu einem glaubwürdigen Friedensprozess. Ünal verwies auf das Recht auf Selbstverteidigung: „Wenn diese Angriffe nicht gestoppt werden, wird der Widerstand sich verstärken.“
Internationale Reaktionen gefordert
Während der Kundgebung wurden kurdische Parolen wie „Bijî berxwedana gerîla“ (Es lebe der Widerstand der Guerilla) und „Türkische Armee raus aus Kurdistan“ skandiert. Die Organisator:innen betonten die Notwendigkeit einer internationalen Reaktion auf die andauernde Militarisierung in Kurdistan und forderten ein Ende der Angriffe.