Türkei benutzt die PDK
James Jeffrey, zurückgetretener Syrien-Beauftragter der USA, mag die Kurden nicht. Er brachte Präsident Erdoğan und die Barzanî-Familie zusammen und überredete sie, einen gemeinsamen Krieg gegen die PKK zu führen.
James Jeffrey, zurückgetretener Syrien-Beauftragter der USA, mag die Kurden nicht. Er brachte Präsident Erdoğan und die Barzanî-Familie zusammen und überredete sie, einen gemeinsamen Krieg gegen die PKK zu führen.
Die Türkei hat in den letzten zwei Jahren 38 neue Außenposten und Stützpunkte in Südkurdistan/Irak errichtet. In folgenden Regionen sind Militärstationen, Büros des Geheimdienstes MIT, Hubschrauber- und Drohnenlandeplätze, Abhör- und Überwachungszentren eingerichtet worden: Hewlêr (Erbil), Zaxo, Dihok, Batîfa, Heftanîn, Metîna, Xakurke und Avaşîn. Außenposten und Militärstützpunkte wurden für den „Kampf gegen den Terrorismus" in der Nähe der Basisgebiete der Volksverteidigungskräfte (HPG) gebaut.
Zweifelsohne wurde diese Invasion mit der Zustimmung der Vereinten Nationen und der USA sowie mit der Unterstützung der Regierungen in Bagdad und Hewlêr möglich gemacht. Der Plan der Türkei besteht nicht nur darin, Stützpunkte in den Gebieten zu errichten, die sich in der Nähe der Guerilla befinden: Ihr ultimativer Plan ist es, mit der Unterstützung der irakischen und südkurdischen Regierungen eine Vernichtungsoperation gegen die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) durchzuführen.
Anfang April dieses Jahres kam es zu einem Aufmarsch von Kräften der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) im Dorf Zînê Wertê in der Region Qendîl. Diese Region steht unter der Kontrolle der Patriotischen Union Kurdistans (YNK). Als die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK), die PKK und die Bevölkerung von Südkurdistan auf diesen Militäraufmarsch reagierten, erklärte der südkurdische Ministerpräsident Mesrûr Barzanî, dass dieser Aufmarsch nicht zu militärischen Zwecken, sondern als Maßnahme gegen die Corona-Pandemie und zur Kontrolle von Reisen erfolgt sei. Die Haltung der PDK setzte sich in Gebieten wie Heftanîn, Metîna und Xakurke fort.
Standorte türkischer Stützpunkte in Südkurdistan | Quelle: Türkisches Präsidialamt
Der eigentliche Verantwortliche für diesen Plan war James Jeffrey, der vor einiger Zeit zurückgetreten ist. Der ehemalige US-Sicherheitsberater John Bolton erwähnt in seinen Memoiren, dass Jeffrey „die Kurden nicht mag, und er arbeitet wie ein türkischer Diplomat”. Er brachte Präsident Erdoğan und Mesûd Barzanî zusammen und überredete sie, einen gemeinsamen Krieg gegen die PKK zu führen.
Im August dieses Jahres bemühten sich Joey Hood und David Kopley, stellvertretende Minister des US-Außenministeriums, die für den Mittleren Osten zuständig sind, intensiv darum, die Regierung in Bagdad und die YNK in diesen Plan zu integrieren. Sie verkündeten der Presse und der Öffentlichkeit, dass sie an diesem Plan arbeiten. Letztendlich wurde die Regierung in Bagdad ein Partner in diesem Plan. Die YNK akzeptierte nicht, Teil des Plans zu sein, aber sie wurde dann überzeugt, neutral zu bleiben und sich nicht in die PDK-Irak-Türkei-Operationen vor Ort einzumischen.
Die wachsenden Spannungen und der Konflikt zwischen der PKK und der PDK im Gebiet von Südkurdistan im vergangenen Monat sind ein Ergebnis der Spannungen zwischen der PKK und der Türkei. Die PDK ist nur ein einfacher Partner des Plans der Erdoğan-Regierung, Kurdistan und den Mittleren Osten wieder zu einem Teil der osmanischen Länder zu machen. Die Barzanî-Dynastie, bestehend aus Mesûd- Nêçîrvan-Mesrûr, sieht die Besetzung der Gebiete Rojava (Nordsyrien) und Südkurdistan (Başûr) durch die Türkei nicht als Problem an. Die PDK-Regierung akzeptiert die Forderungen der Türkei und strebt die Entfernung der Guerillakräfte der PKK aus den Gebieten Kurdistans an. Regionalpräsident Nêçîrvan Barzanî sagte tatsächlich: „Die Türkei hat kein Problem mit den Kurden in Rojava. Die Türkei ist in das syrische Gebiet eingedrungen, weil die Türkei Probleme mit der PKK hat.” Die gleiche Aussage machte Ministerpräsident Mesrûr Barzanî. Er sagte: „Die Probleme mit der Türkei sind wegen der PKK und der Guerillakräfte: Die Guerilla muss das Gebiet verlassen.”
Mesrûr Barzanî
Doch die überwältigende Mehrheit der Menschen in Kurdistan kennt die Türkei und Präsident Recep Tayyip Erdoğan gut. Sie haben keinen Zweifel daran, dass sie Invasoren und Feinde der Kurden sind. Die Zusammenarbeit und die gemeinsamen militärischen Operationen, die die PDK und die Familie Barzanî mit den Regierungen in Ankara und Bagdad gegen die PKK entwickelt haben, werden von den Kurden, die in Rojhilat (Ostiran), Başûr (Irakisch-Kurdistan), Bakur (Südosten der Türkei), Rojava (Nordsyrien) und Europa leben, entschieden abgelehnt.
Tatsächlich wurde die von der PDK und der Familie Barzanî begonnene Operation gegen die PKK im kurdischen Parlament weder diskutiert noch gebilligt, aber die Operationen begannen mit dem Vorfall in Zînê Wertê mit der Unterstützung sowohl der Türkei als auch des Irak. Die Parteien im Parlament, insbesondere die Regierungspartner der YNK und Goran, lehnen diese Zusammenarbeit ab und erklären, dass das Problem durch Dialog und Verhandlungen gelöst werden sollte.
Dreizehn politische Parteien in Nordkurdistan haben dazu aufgerufen, einen Krieg zwischen der PDK und der PKK zu verhindern und die Probleme durch einen Dialog zu lösen. In der Zwischenzeit wurde eine Kommission in Zusammenarbeit mit der Parlamentarischen Union Südkurdistans und dem Nationalkongress Kurdistans (KNK) gegründet. Diese Kommission rief die Parteien zu Gesprächen und zum Dialog auf. Obwohl die PKK auf diesen Aufruf positiv reagierte, tat die PDK das nicht.
Im November reiste eine Delegation des KNK einschließlich ihres Ko-Vorsitzenden nach Südkurdistan. Die Delegation besuchte die Präsidentin des Parlaments von Südkurdistan, die YNK, Goran, die Islamische Yekgurtî und alle anderen politischen Parteien. Sie forderte sie auf, die Spannungen zwischen der PKK und der PDK zu beenden. Die KNK-Delegation bat auch um einen Termin mit der PDK-Verwaltung, aber die PDK weigerte sich, die Delegation zu treffen. Die PKK erklärte, dass sie diese Bemühungen sehr wohlwollend betrachtet und zu einem Dialog bereit sei.
Die Zusammenarbeit der PDK mit dem türkischen Staat und der Erdoğan-Regierung hat eine große Reaktion des kurdischen Volkes hervorgerufen. Doch die PDK und die Familie Barzanî - die 1996 im Krieg mit der YNK Saddam Hussein und irakische Soldaten nach Hewlêr einluden - haben bei dieser Gelegenheit Erdoğan und türkische Soldaten gegen die PKK eingeladen.
Während die Türkei mit Hilfe der PDK versucht, die Spannungen in Südkurdistan zu erhöhen, hat sie auch ihre Angriffe auf Rojava/Syrien verstärkt. In den vergangenen Monaten wurden immer wieder Städte und Dörfer in der Region östlich des Euphrat mit Gewalt bombardiert. Auffällig ist, dass, während die Türkei sowohl im Irak als auch in Syrien ist - und in deren Land- und Luftraum eindringt - Mitgliedsstaaten der UN, der Europäischen Union, der Organisation für Islamische Zusammenarbeit, der USA, Russlands oder arabischer Länder nicht darauf reagieren.