Die Bedeutung von Zînê Wertê
Die Besetzung von Zînê Wertê durch die PDK ist kein lokal beschränktes Ereignis, sondern Teil eines Umzinglungplans der Guerillagebiete, analysiert Kasım Engin in einem Kommentar für ANF.
Die Besetzung von Zînê Wertê durch die PDK ist kein lokal beschränktes Ereignis, sondern Teil eines Umzinglungplans der Guerillagebiete, analysiert Kasım Engin in einem Kommentar für ANF.
Die Geschehnisse in Zînê Wertê befinden sich weit oben auf der Tagesordnung der kurdischen Bevölkerung. Die Menschen haben erkannt, dass es sich dabei nicht nur um einen kleinen Ort in den Bergen handelt, sondern um den Auslöser einer Krise, die eine Einigung unter den kurdischen Kräften verhindern könnte. Deshalb protestieren und engagieren sich Menschen überall für einen Abzug der PDK aus der Region. Die kurdische Öffentlichkeit hat die Kraft, mögliche Schäden durch die Krise abzuwenden. Das Herausragende daran ist, dass Menschen in allen Teilen Kurdistans und in der Diaspora gemeinsam auf diese von der Türkei initiierte Krise reagieren.
Die Gefahr ist nicht gebannt
Die Truppen, die nach Zînê Wertê gebracht wurden um die Guerillaregion Qendîl zu umzingeln, sind aber weiterhin in der Lage, eine Eskalation herbeizuführen. Ziel der Türkei ist es, der altbewährten Strategie zu folgen, Kurden mit Kurden zu bekämpfen und so einen innerkurdischen Bürgerkrieg auszulösen. Die Öffentlichkeit hat dazu beigetragen, diese Gefahr zu minimieren. Allerdings stellt sich die Frage, ob die kollaborierenden Kräfte der PDK nicht doch noch dem türkischen Druck nachgeben. Der türkische Staat setzt weiterhin Zwangsverwalter in Nordkurdistan ein, inhaftiert kurdische Politiker*innen, füllt die Gefängnisse mit Aktivist*innen, wirft überall in Kurdistan seine Bomben ab, zerstört Friedhöfe und verstümmelt Leichname. Das zeigt, dass die Türkei ohne weiteres bereit ist, diesen Krieg zu erzwingen. Wenn die Menschen von Zînê Wertê nicht protestiert hätten und es keine Öffentlichkeit gegeben hätte, dann würden wir bereits jetzt eine Tragödie erleben.
Angriff auf alle Zugangswege
Aber die Proteste reichen nicht aus. Das wird offensichtlich, wenn man betrachtet, dass die PDK-Kräfte sich nicht nur in Zînê Wertê festgesetzt haben. Sie haben von Haci Umran bis Çoman alle Zugangswege in die Guerillagebiete besetzt und von Çoman bis Sideka und von dort bis Şirwan viele neue Basen errichtet. Diese stellen die gleiche Bedrohung wie die Truppen in Zînê Wertê dar. Die Guerilla bewegt sich vor allem außerhalb der Siedlungsgebiete und immer wieder auf sehr gefährlichen Wegen. Nun hat die PDK diese Wege mit Baufahrzeugen zerstört. Sie haben auf 500 Metern Wegstrecke teilweise zehn Gräben ausgehoben.
Türkischer Geheimdienst MIT in den PDK-Stützpunkten
Die PDK versucht so, die Guerilla am Passieren des Geländes zu hindern, sie mit ihren Militärstützpunkten zu beobachten und unter Kontrolle zu bekommen. Es ist bekannt, wie viele Guerillakämpfer*innen durch gemeinsame Operationen von MIT und der türkischen Armee in Südkurdistan gefallen sind. Aber mit wem arbeitet der MIT, wer gibt ihm denn die Informationen über die Guerilla? Wer kann behaupten, dass der MIT nicht in diesen PDK-Stützpunkten stationiert ist? Jeder konnte die Türkisch sprechenden Einheiten unter den PDK-Truppen in Zînê Wertê genauso wie die Fahrzeuge des MIT im Fernsehen sehen.
Wer wird dafür Rechenschaft ablegen?
Niemand kann glauben, dass die Guerilla demgegenüber schutzlos ist. Wer wird Rechenschaft für die negativen Folgen dieser Blockade und dieser Militärbasen ablegen? Der MIT-Verantwortliche für Südkurdistan wurde in Hewlêr erschossen. Die PDK hat in der Folge das Flüchtlingslager Mexmûr umstellt und blockiert es seit Monaten. Die Menschen dort leiden. Das ist die Realität der PDK. Wer kann behaupten, dass die Umzingelung der Guerillagebiete nicht ebenso auf Wunsch der Türkei erfolgt?
PDK ist für Folgen verantwortlich
Zînê Wertê ist Teil eines umfassenden Plans. Wenn die PDK nicht mit dieser Politik aufhört, dann wird sie allein für alle möglichen Folgen verantwortlich sein. Die Kurden werden keine Kraft mehr tolerieren, die ihnen, auf eine fremde Macht gestützt, Leid zufügt.