Gefährlicher Kontra-Plan der PDK

Die südkurdische Regierungspartei PDK versucht, ihre Kontramiliz „Roj-Peschmerga“ als Fußtruppen in einem innerkurdischen Bürgerkrieg einzusetzen. Damit will sie die Bewegungsfreiheit der Guerilla vollkommen einschränken.

Mit der Schneeschmelze begannen 2020 die Provokationen der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK). Die südkurdische Regierungspartei stationierte mit ihr loyale Peschmerga-Einheiten in Zînê Wertê, dem sogenannten „Tor zum Qendîl“, dem Zentrum der Medya-Verteidigungsgebiete. Dieses Vorgehen stellte nicht nur eine Provokation gegenüber der kurdischen Freiheitsbewegung dar, sondern auch gegen die zweite große Partei in Südkurdistan, die PDK-Konkurrentin YNK (Patriotische Union Kurdistan), unter deren Hoheit Zînê Wertê steht.

 

Guerillakämpfer wegen PDK-Aufklärung getötet

Die PDK-Peschmerga betrieben in Zînê Wertê militärische Aufklärungsarbeit für die Türkei. Aufgrund der Daten, welche die PDK an das türkische Militär weitergab, wurden drei Kämpfer der Volksverteidigungskräfte HPG durch einen türkischen Luftangriff getötet. Erst aufgrund von Protesten der Bevölkerung von Südkurdistan, aber auch in der gesamten Region, musste die PDK einen Schritt zurückweichen.

Provokationen gehen weiter

Das bedeutete jedoch in keiner Weise, dass die PDK ihre Kollaboration mit dem türkischen Faschismus aufgab. Es wurden Stellungen ausgebaut, Truppen stationiert und neue Provokationen vorbereitet. Die PDK will damit jegliche Opposition gegen ihr nepotistisches Feudalsystem ausschalten. Dieser Machtwunsch der PDK kommt der Türkei recht. Denn ein innerkurdischer Bürgerkrieg würde die Position der Türkei in der Region stärken und könnte kurdische Errungenschaften um ein Jahrhundert zurückwerfen. Dies ist auch vielen Peschmerga bewusst, die Seite an Seite mit der Guerilla Städte wie Kerkûk gegen den IS verteidigten und befreiten. Daher setzt die PDK auf ultraloyale Spezialtruppen.

Angriff in Gare

Ab dem 25. Oktober begann die PDK, direkt Ministerpräsident Mesrûr Barzanî unterstehende Spezialtruppen der Leşkerî Gûlan in den Guerillagebieten Gare und Metîna zu stationieren. Begleitet wurde diese Truppenverlegung von einer Vielzahl an schweren Waffen und Panzerfahrzeugen. Die Truppen wurden in den Gebieten Deşta Nehlê und Çemankê stationiert. Trotz Warnungen der HPG drangen die PDK-Einheiten bis ins Guerilla-Gebiet vor. Am 4. November eskalierte die Lage, als PDK-Einheiten das Guerillacamp in der Nähe des Dorfes Bêbadê angriff. Die Guerilla verteidigte sich mit der geringst möglichen Intensität und setzte weiter auf eine politische und demokratische Lösung. Die Kommandantur der Guerilla rief zum Dialog auf und warnte vor einer Eskalation.

Umzingelung bis nach Qendîl

Die PDK setzte allerdings ihre Provokationen fort und begann nun, die Guerilla mit Kontrollpunkten in Begova, Brifka, Batufa und Banka im Gebiet Metîna einzukreisen und auf diese Weise eine türkische Operation zu unterstützen. Am 21. November wurde außerdem eine Einheit von 300 Soldaten mit 56 Panzerfahrzeugen in Heci Umran und Çoman in der Region Qendîl stationiert. Diese bedeutete eine neue Stufe der Aggression der PDK.

Die Guerillagebiete werden Schritt für Schritt eingekreist, die Bevölkerung einem Embargo unterworfen, so dass sie nicht einmal mehr ihre Grundbedürfnisse decken kann und gezwungen ist, die Medya Verteidigungsgebiete zu verlassen.

Neue Eskalationsstufe am 13. Dezember

Am 13. Dezember ging die PDK noch einen Schritt weiter. In den Morgenstunden stoppten ihre Einheiten ein Fahrzeug in der Nähe des Dorfes Reşankê bei Zawite im Kreis Dihok. Als die Spezialeinheiten der PDK bemerkten, dass sich in dem Fahrzeug HPG-Guerillakämpfer*innen befanden, eröffneten sie das Feuer und durchsiebten das Auto mit Kugeln. Am Abend des gleichen Tages eröffneten PDK-Peschmerga unvermittelt das Feuer auf ein mit HPG-Mitgliedern besetztes Fahrzeug im Umland der Dörfer Kanê und Sêgirkê, etwa 70 Kilometer im Nordosten von Dihok. Bei dem Angriff und dem darauf folgenden Gefecht trugen zwei Kämpfer*innen schwere Verletzungen davon. Ein weiterer Guerillakämpfer wurde leicht verletzt. Die Regionalbevölkerung berichtet, dass an diesem Angriff keiner der Hunderte Peschmerga aus den Dörfern der Region beteiligt war, sondern es sich um Spezialeinheiten der PDK gehandelt habe. Auch die HPG haben in einer Erklärung festgestellt, dass es sich bei den Angriffen auf Fahrzeuge um ein zentral geplantes, systematisches Vorgehen handelte. Sie wiesen die Verantwortung den ausführenden und den dahinter stehenden Kräften zu.

Die Rolle der Roj-Peschmerga

Bei dem Gefecht hatte es allerdings einen Toten gegeben. Seine Identität lässt tiefe Rückschlüsse zu. Cahit Abdurrahman stammt aus Nordkurdistan, hatte eine Weile in den Reihen der PKK gekämpft, desertierte und arbeitete seither als Kontra. Es ist bekannt, dass er Mitglied der sogenannten Roj-Peschmerga, einer vorwiegend aus Flüchtlingen aus Syrien rekrutierten, vom MIT trainierten Kontramiliz war. Damit wurde deutlich, dass die Roj-Peschmerga beteiligt an der Umzingelung der Guerillagebiete sind.

PKK-Deserteure als Kontras

Mesrûr Barzanî greift hier scheinbar auf die Politik des türkischen Staates zurück, Deserteure aus den Reihen der PKK rekrutieren, zu Kontras zu machen und in Todesschwadronen, Foltereinheiten und paramilitärischen Verbänden einzusetzen. Mit den sogenannten Roj-Peschmerga, die als konterrevolutionäre Kräfte des von der PDK und Ankara kontrollierten sogenannten Kurdischen Nationalrats (ENKS) gegen die Revolution von Rojava und Şengal eingesetzt werden sollten, sowie den Leşkerî Gûlan scheint die PDK zu glauben, gegen die PKK Ergebnisse erzielen zu können. Die Roj-Peschmerga sind unter anderem mit modernsten deutschen Waffen wie Panzerfahrzeugen vom Typ Dingo ausgerüstet. Weitere Provokationen, mit denen die PDK versucht, die Region endgültig in einen Bürgerkrieg abgleiten zu lassen und dafür der PKK die Schuld zu geben, sind zu erwarten.