Dritter Aktionstag gegen Feminizide in Berlin

Am Widerstandsplatz in Berlin-Wedding hat der dritte Aktionstag gegen Feminizide stattgefunden. Veranstaltet wurde der Aktionstag auch dieses Mal wieder vom Netzwerk gegen Feminizide.

Das Netzwerk gegen Feminizide ist eine Berliner Initiative, die im letzten Jahr gegründet wurde, um sich gemeinsam gegen patriarchale Gewalt zu verteidigen. Unter dem Motto „Wir wollen uns lebend“ haben sich unter anderem Asamblea de Mujeres* y Disidencias Sexuales del Bloque Latinoamericano, der kurdische Frauenrat Dest-Dan, Fem*Streik Wedding, Ni una Menos Berlin, Gemeinsam Kämpfen, Frauenkommune Wedding, Kali Feminists und Women Defend Rojava zusammengeschlossen. Jeden letzten Samstag im Monat veranstaltet das Netzwerk einen Aktionstag gegen Feminizid, der im Wedding auf dem Widerstandsplatz stattfindet.

Wie auch bei den letzten Aktionstagen gab es am Rand der Versammlung eine Wäscheleine, die über patriarchale Gewalt informiert hat. Außerdem gab es auch einen Büchertisch mit feministischer Literatur, einen Infotisch, eine Kleidertauschecke, sowie Spiele für Kinder. Da sich in Berlin gerade verschiedene Frauen, Trans* und Inter*-Personen auf die zapatistische Delegation für das Leben vorbereiten, gab es von ihnen einen Info- und Verkaufsstand für die zapatistische „Reise für das Leben“.

Dieser dritte Aktionstag gegen Feminizide fiel in diesem Jahr etwas später am Tag und etwas kürzer aus, da nachmittags eine anarchistische Pride-Demonstration wegen des Christopher Street Days losging. Auf diesen Jahrestag der Stonewall Riots, an dem sich LGBTIQ gegen staatliche Repression gewehrt haben, wurde auch am Aktionstag hingewiesen.

Konzerte und Performance

Das Programm wurde von zwei Konzerten und einer Performance gefüllt. Es traten „Özgür & Neshwan“ auf mit Saz und Gesang. Anschließen spielte „A Lazy Cat“ als Singer/Songwriter mit Gitarre. Nach den Konzerten führten Bose Sarmiento & Ezgi Karayel die Audio Performance „Recalling Names“ auf. Hierbei wurden Namen von verschiedenen Frauen* aufgehangen, welche Opfer von Feminiziden geworden sind. Währenddessen wurden Audiomitschnitte gespielt, welche unter Anderen globale Proteste gegen patriarchale Gewalt zeigten.

Open Mic – Delegation der Zapatistas und Austritt aus der Istanbul Konvention

Im Anschluss an diese Programmpunkte gab es ein Open Mic. Hier sprach auch die Berliner Organisierung für die zapatistische Reise „für das Leben“. Die Zapatistas kommen in diesem Jahr mit einer großen Delegation nach Europa, um die Kämpfe von links und von unten miteinander zu verbinden. Eines der Themen, welches die Zapatistas in ihren Kommuniqués für diese Reise ansprechen, ist auch Feminizide. So heißt es in der Erklärung, bei der die Zapatistas ihre Reise ankündigen:

„In einer vorhersehbaren Eskalation (Belästigung, körperliche Gewaltanwendung, Verstümmelung und Mord), geschützt durch eine strukturell verankerte Straflosigkeit (‚sie hat es verdient‘, ‚sie war tätowiert‘, ‚was hat sie um diese Zeit an solch einem Ort getrieben?´, ‚mit diesen Kleidern, da kann sie ja nichts anderes erwarten´) folgen die Morde an Frauen keiner anderen kriminellen Logik als jener des Systems. Aus unterschiedlichen sozialen Schichten, unterschiedlichen Identitäten, unterschiedliche Altersstufen, von der Kindheit bis ins hohe Alter und in den unterschiedlichen Geographien, die einzige Konstante ist das Geschlecht. Und dem System ist es nicht möglich zu erklären, warum das mit seiner ‚Entwicklung´ und seinem ‚Fortschritt´ Hand in Hand geht. Laut der ungeheuerlichen Todesstatistik ist die Zahl der Opfer in diesem reinen Geschlechterkrieg umso größer, je ‚entwickelter´ eine Gesellschaft ist.“

Beitrag zum Austritt aus der Istanbul-Konvention

Während des Open Mics gab es einen weiteren Beitrag zum Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention. Hierbei wurde für den globalen Aktionstag am 1. Juli mobilisiert, zu dem Kongreya Star, der Dachverband der kurdischen Frauenbewegung in Rojava, aufruft. An diesem Tag tritt die Türkei offiziell aus dem völkerrechtlichen Schutzabkommen aus. „Es ist als Angriff auf alle Frauen, Lesben, Trans* und Inter* weltweit zu verstehen. So wurde von der Türkei nun ein Startschuss gesetzt und weitere Länder, wie zum Beispiel Polen, besprechen derzeit eine „Alternative“ zur Istanbul-Konvention, welche sich wiederum gegen Frauen und ihre Befreiung richtet.“, heißt es in dem Redebeitrag. Anschließend wurde ein gemeinsames Foto im Rahmen des globalen Aktionstags gemacht.