YPJ verurteilen Angriffe auf Minderheiten in Syrien

Mit Blick auf die eskalierende Gewalt durch HTS-Milizen warnen die YPJ vor ethnisch-religiöser Spaltung in Syrien. Sie fordern Schutz für Minderheiten und rufen zu Widerstand und Selbstverteidigung auf.

Aufruf zu Widerstand gegen dschihadistische Gewalt

Die Generalkommandantur der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) hat die Gewalt dschihadistischer Gruppierungen gegen Minderheiten in Syrien scharf verurteilt und zu gemeinsamer Selbstverteidigung gegen Terror und Unterdrückung aufgerufen. Nach dem Sturz des Baath-Regimes und der Machtübernahme durch „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) sei das Land in eine neue Phase der Gewalt, Repression und sektiererischen Spaltung getreten, so die YPJ.

Besonders betroffen von gewaltsamen Übergriffen und systematischer Unterdrückung ist nach den Massakern an der alawitischen Bevölkerung in den Küstenregionen des Landes nun die drusische Gemeinschaft im Süden Syriens. Die YPJ sprechen von einer gezielten Eskalation religiöser und ethnischer Spannungen durch das neue Regime in Damaskus. „HTS verfolgt eine Strategie der Spaltung: Mit ihrer autoritären, frauenfeindlichen Ideologie will sie das vielfältige gesellschaftliche Gefüge Syriens zerstören“, heißt es in der Erklärung.

„Die alawitischen und drusischen Gemeinschaften gehören zum historischen und kulturellen Kern Syriens“, betonen die YPJ. „Angriffe auf sie sind Angriffe auf die gesamte Nation Syriens.“ Der Frauenkampfverband warnt davor, dass Syrien unter einer dschihadistischen Vorherrschaft keine Perspektive auf eine demokratische Zukunft habe. Die jahrhundertealte kulturelle und religiöse Vielfalt des Landes dürfe nicht zur Zielscheibe, sondern müsse zur Quelle der Versöhnung, Koexistenz und Freiheit werden.

Besondere Sorge äußern die YPJ in Bezug auf die Situation von Frauen. „Ein System, das Diversität und Frauen ausschließt, kann kein Modell für ein freies Syrien sein“, betonen die YPJ. Demokratie könne nicht gedeihen, solange patriarchale und autoritäre Strukturen das gesellschaftliche Leben bestimmten.

Demokratische Nation als Alternative

Als Gegenmodell stellen die YPJ das Konzept der demokratischen Nation heraus, das in den selbstverwalteten Gebieten Nord- und Ostsyriens praktiziert wird. Dort leben Gemeinschaften unterschiedlicher Herkunft, Religion und Identität friedlich zusammen – auf Grundlage von Gleichberechtigung, Frauenbefreiung, Autonomie und gegenseitigem Respekt. „In Rojava haben alle Gemeinschaften die Möglichkeit, ihre Identität zu leben und frei miteinander zu existieren. Dieses Modell ist die einzige glaubhafte Alternative für eine gerechte Zukunft in Syrien.“

Aufruf zu Selbstverteidigung und Frauenorganisierung

Die YPJ rufen alle Menschen, insbesondere Frauen, dazu auf, das Recht auf Selbstverteidigung wahrzunehmen – nicht nur militärisch, sondern auch gesellschaftlich und politisch. Dieses Prinzip sei eine legitime Antwort auf Terror, patriarchale Gewalt und strukturelle Unterdrückung.

„Frauen verfügen über die Kraft und das Bewusstsein, Syrien in eine sichere und gerechte Zukunft zu führen. Unser Widerstand ist nicht nur gegen Waffen, sondern gegen die Ideologie der Gewalt gerichtet“, heißt es in der Erklärung.

Mit Blick auf die aktuelle Lage fordern die Frauenverteidigungseinheiten eine stärkere internationale Vernetzung und Solidarität, insbesondere unter Frauen weltweit. Sie selbst bekräftigen ihren Einsatz für ein Syrien, das auf Teilhabe, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung basiert – gestaltet durch die organisierte Kraft der Frauen und das Prinzip kollektiver Selbstbestimmung. Die Erklärung schließt mit dem Aufruf, die gemeinsame Verteidigung als Akt des Widerstands zu begreifen und eine inklusive Gesellschaft aufzubauen, in der Frieden, Würde und Freiheit für alle gelten.