Sorge um Umwelt, Trinkwasserversorgung und Landwirtschaft
Die anhaltende Trockenheit in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien hat dramatische Folgen: Die beiden wichtigsten Stauseen des Kantons Cizîrê verzeichnen einen kritischen Rückgang ihrer Wasserstände. Die Behörden warnen vor langfristigen Folgen für Landwirtschaft, Umwelt und die Trinkwasserversorgung.
Insbesondere in der Aliyan-Region, die zu den östlich von Qamişlo gelegenen Städtchen Çilaxa und Zexîre gehört, wächst die Sorge. Die dortigen Flüsse Kêşik und Girê Dêra, die bisher Felder und Weinberge speisten, führen kaum noch Wasser. Die Lage spitzt sich durch die zunehmende Versalzung und Verdunstung weiter zu.
Drastischer Rückgang der Wassermengen
Der Çilaxa-Stausee, 1974 mit einer Kapazität von zehn Millionen Kubikmetern errichtet, wird heute fast ausschließlich von Regenwasser und umliegenden Quellen gespeist. Der Mindestwasserstand liegt bei 500 Kubikmetern, doch aktuell führt das Becken nur noch etwa 350 Kubikmeter Wasser.

Noch bedrohlicher ist die Situation beim Zexîre-Stausee, der 1978 erbaut wurde und ursprünglich 23 Millionen Kubikmeter fassen konnte. Die gegenwärtige Füllmenge beträgt nur noch etwa 500 Kubikmeter, weshalb lokale Behörden einen vollständigen Wasserschwund in den kommenden Wochen befürchten.
Erhöhtes Risiko für extreme Wetterereignisse
Neben den direkten Folgen für Trinkwasserversorgung und Landwirtschaft warnt das örtliche Landwirtschaftskomitee auch vor sekundären Risiken. Der trockene Seeboden beginne bereits, Risse zu bilden, so Abdulezîz Silêman, Vertreter des Landwirtschaftsrates in Çilaxa. Diese Entwicklung könne bei plötzlichem Starkregen zu Sturzfluten und Erosion führen.
Abdulezîz Silêman
„Eine ähnliche Trockenheit erlebten wir 1990“, so Silêman. „Damals retteten uns spätere Regenfälle, doch heute sind viele Quellen versiegt, und es regnet kaum noch. Unsere Möglichkeiten, die Stauseen zu stabilisieren, sind äußerst begrenzt.“
Umweltzerstörung beschleunigt Wasserverlust
Zu den klimatischen Ursachen kommen menschliche Eingriffe hinzu. Rund um beide Stauseen existierten bis vor wenigen Jahren dichte Baumreihen, die als Erholungsgebiet genutzt wurden. Durch unkontrollierte Abholzung und mangelnde Pflege sind jedoch viele dieser Bäume abgestorben. Dadurch steigt die Bodenerosion, und die Verdunstung des verbliebenen Wassers nimmt zu.

Schutzmaßnahmen reichen nicht aus
Als kurzfristige Maßnahme hatte der Landwirtschaftsrat die Umgebung des Çilaxa-Stausees bereits zum geschützten Areal erklärt und etwa 600 neue Bäume und Setzlinge gepflanzt. Dennoch bleibt die Lage kritisch. Fachleute fordern größere strukturelle Initiativen, um die verbliebenen Wasserressourcen zu schützen und nachhaltige Bewässerungssysteme zu etablieren. „Ohne grundlegende Veränderungen droht der Region nicht nur eine akute Versorgungskrise, sondern auch ein ökologischer Kollaps mit langfristigen Folgen für Mensch und Natur“, betont Silêman.
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