Efrîn: Türkische Proxymiliz ermordet jungen Mann
Im seit 2018 unter türkischer Besatzung stehenden Efrîn ist ein 18-Jähriger von Söldnern einer pro-türkischen Proxymiliz ermordet worden.
Im seit 2018 unter türkischer Besatzung stehenden Efrîn ist ein 18-Jähriger von Söldnern einer pro-türkischen Proxymiliz ermordet worden.
Söldner einer Proxymiliz des türkischen Militärs haben einen jungen Mann im Dorf Hec Hisna im Kreis Cindirês umgebracht. Lokalen Quellen zufolge hat der 18-jährige Mistefa Cemîl Şêxo nachts Solarmodule überprüft, als er ermordet wurde.
Seit der türkischen Besatzung 2018 sind extreme Gewalt und Unterdrückung, Erpressung und Entführungen in Efrîn (Afrin) grausamer Alltag. Zuvor galt der Kanton als friedlich und als sicherstes Gebiet der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) und des gesamten syrischen Staatsterritoriums. Während des Bürgerkriegs kam es praktisch nie zu Kampfhandlungen, lediglich an seinen Grenzen gelegentlich zu Gefechten zwischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG und YPJ)einerseits und dschihadistischen Kräften anderseits. Infolgedessen bot Efrîn über 300.000 Binnenvertriebenen aus anderen Teilen Syriens einen friedlichen Zufluchtsort.
Türkische Invasion Efrîns 2018
Der Kanton Efrîn war der westlichste Kanton Rojavas und Heimat von circa 200.000 ethnischen Kurd:innen. Obwohl die Bevölkerung überwiegend kurdisch war, gab es hier neben einem sunnitisch-muslimischen Bevölkerungsanteil auch andere religiöse Gruppen, darunter Ezid:innen, Alawit:innen und Christ:innen.
Am 20. Januar 2018 startete die Türkei Luftangriffe auf 100 Standorte in Efrîn. Dies stellte den Beginn einer Invasion dar, die unter dem Namen „Operation Olivenzweig“ lief. Die türkische Luftwaffe beschoss wahllos die Zivilbevölkerung sowie Stellungen der YPG und YPJ, während Gruppen, die unter dem Dach der türkeitreuen Dschihadistenmiliz „Syrische Nationalarmee“ (SNA) organisiert waren, einen Bodenangriff durchführten.
Völkerrechtswidrige Besatzung
Bis zum 15. März hatten von der Türkei unterstützte Milizen die Stadt Efrîn eingekesselt und unter Artilleriebeschuss genommen. Ein türkischer Luftangriff traf das einzige funktionierende Krankenhaus der Stadt und tötete 16 Zivilist:innen.
Die Zivilbevölkerung floh, die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) zogen sich zurück. Am 18. März besetzte die Türkei Efrîn de facto. Zwischen 400 und 500 Zivilist:innen starben bei der Invasion, überwiegend durch türkische Bombenangriffe. Weitere Zivilist:innen wurden am Boden hingerichtet.
Das Permanent Peoples‘ Tribunal (PPT) klassifizierte in seinem Urteil Ende März dieses Jahres unter anderem diese vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan befohlene Militäroperation als völkerrechtswidrige Angriffshandlung gemäß der UN-Resolution 3314. Sie führte zur anhaltenden Besatzung Efrîns und verletze laut dem Tribunal die territoriale Souveränität Syriens.