Tişrîn-Damm: Selbstverwaltung erklärt symbolischen Sieg
Nach 117 Tagen ununterbrochenem zivilgesellschaftlichem Protest hat die Selbstverwaltung den Widerstand am Tişrîn-Staudamm für beendet und den symbolischen Sieg über die Angreifer erklärt.
Nach 117 Tagen ununterbrochenem zivilgesellschaftlichem Protest hat die Selbstverwaltung den Widerstand am Tişrîn-Staudamm für beendet und den symbolischen Sieg über die Angreifer erklärt.
Nach über 100 Tagen ununterbrochenem zivilgesellschaftlichem Widerstand gegen die Angriffe der Türkei und ihrer Verbündeten auf die kritische Infrastruktur hat die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) den Protest am Tişrîn-Staudamm offiziell für beendet erklärt. In einer Erklärung würdigte sie den Widerstand als „Sieg der Völker gegen Besatzung und Zerstörung“.
Angriffe auf Lebensgrundlagen – Bevölkerung setzt Zeichen
Seit Dezember 2024 war der Staudamm, einer der wichtigsten Energie- und Wasserversorger der Region, wiederholt Ziel türkischer Drohnen- und Artillerieangriffe. Die Autonomieverwaltung warf dem türkischen Staat vor, mit den gezielten Attacken auf Wasser- und Stromversorgung die moralische, soziale und wirtschaftliche Infrastruktur der Region systematisch zu schwächen.
„Diese Angriffe sollten die Willenskraft der freiheitsliebenden Völker brechen“, hieß es in der Erklärung, die von der Ko-Vorsitzenden des Exekutivrats der DAANES, Evîn Swêd, vorgetragen wurde.
Zivile Mahnwache für den Staudamm
Am 8. Januar formierte sich eine Art Schutzwall rund um den Staudamm. Hunderte Menschen, vor allem aus Frauen- und Jugendbewegungen, versammelten sich vor Ort und errichteten eine dauerhafte Mahnwache. Unterstützt wurden sie durch Kämpfer:innen der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und den Frauenverteidigungseinheiten (YPJ), die gemeinsam mit der Bevölkerung die strategische Energiequelle schützten.
„Die Menschen erklärten: Wir akzeptieren kein Leben in Würdelosigkeit. Der Tişrîn-Staudamm wurde zum Ort einer neuen Revolutionsgeschichte“, so Swêd.
Ein Ort des kollektiven Widerstands
Sie gedachte im Namen der Autonomieverwaltung besonders der Menschen, die in dieser Verteidigungsphase ihr Leben ließen. Genannt wurden die Namen von rund zwei Dutzend Zivilist:innen, die bei Angriffen der Türkei und ihrer dschihadistischen Proxytruppe SNA auf die Mahnwache getötet worden sind, sowie die der gefallenen Kämpfer:innen. „Ihr Opfer wird nicht vergessen werden – ihre Namen sind in goldenen Lettern in die Seiten der Geschichte eingeschrieben“, so Swêd weiter.
Auch verletzten Kämpfer:innen und zivilen Helfer:innen wurde mit Dankbarkeit gedacht. Die Exekutivratsvorsitzende betonte, dass der Einsatz der Bevölkerung, medizinischer Teams und der freien Presse, stellvertretend benannt durch die getöteten Journalist:innen Cihan Bilgin, Nazım Daştan und Egîd Roj, entscheidend zum Erfolg der Proteste beigetragen habe.
Ein politischer und symbolischer Erfolg
Der Widerstand am Tişrîn-Damm habe nicht nur den konkreten Angriffen Einhalt geboten, sondern auch neue Bedrohungen abgewehrt und die kollektive Handlungsfähigkeit der Bevölkerung unter Beweis gestellt. „Der Staudamm wurde zum Symbol der nationalen Einheit“, so Swêd. „Und zum lebendigen Beweis dafür, dass der Widerstand gegen den türkischen Staat und seine Milizen weiterlebt.“