Nachruf: Fünf YPJ-Kämpferinnen im Widerstand von Minbic gefallen

Fünf Kämpferinnen der Frauenverteidigungseinheiten sind im Dezember 2024 im Widerstand um Minbic gefallen. Die YPJ haben ihre Namen und Angaben zu den Todesumständen veröffentlicht und würdigen die Gefallenen als Heldinnen.

Nergiz Dilda Welat, Cûdî Tolhildan, Axîn Koçer, Sema Hesekê, Tolhildan Serêkaniyê

Die Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) haben den Tod von fünf ihrer Kämpferinnen bekanntgegeben: Nergiz Dilda Welat, Cûdî Tolhildan, Axîn Koçer, Sema Hesekê und Tolhildan Serêkaniyê kamen am 9. Dezember 2024 im Widerstand um Minbic ums Leben. Einen Tag zuvor hatten die Türkei und die von ihr gesteuerte Dschihadistentruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) ihre Besatzungsoffensive auf Minbic gestartet.

„Nergiz Dilda, Cûdî, Axîn, Sema und Tolhildan gehörten zu einer Generation von Frauen, die ihr Leben der Verteidigung von Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung gewidmet haben – und für diese Ideale bis zum letzten Atemzug einstanden”, erklärte die YPJ-Generalkommandantur am Freitag in einem Nachruf auf die Gefallenen.

„Sie widersetzten sich einer schweren Belagerung durch pro-türkische Söldner und entschieden sich für das Leben und den Widerstand.“ Tolhildan Serêkaniyê wurde demnach in einem Gefecht tödlich verletzt. Die vier übrigen Kämpferinnen zogen nach YPJ-Angaben den selbstgewählten Tod einer Gefangennahme vor – sie zündeten ihre letzten Handgranaten selbst, als keine Munition mehr verblieb. Zur Biografie der Gefallenen heißt es:

Nergiz Dilda Welat

Vor- und Nachname: Edla Ehmed

Codename: Nergiz Dilda Welat

Name der Mutter: Emine

Name des Vaters: Mihemed

Todestag und -ort: 9. Dezember 2024 / Minbic


Aufgewachsen in Kobanê, schloss sich Nergiz Dilda Welat 2015 den YPJ an. Sie entwickelte sich zur Spezialistin für schwere Waffen und taktische Operationen. Ihre Entschlossenheit, ihre intellektuelle Tiefe und ihr Mut machten sie zu einer geschätzten Kommandantin – besonders in den Regionen Cizîrê und Firat, wo sie lange im Einsatz war.

Tolhildan Serêkaniyê

Vor- und Nachname: Sozdar Mihemed Ebdullah

Codename: Tolhildan Serêkaniyê

Name der Mutter: Gulê

Name des Vaters: Mihemed

Todestag und -ort: 9. Dezember 2024 / Minbic


Geboren in Serêkaniyê (Ras al-Ain) und geprägt von der Besatzung ihrer Heimatstadt, trat Tolhildan 2020 den Reihen der YPJ bei. Sie war bekannt für ihre tiefe Verbundenheit mit dem Ideal der Frauenbefreiung, für ihre politische Klarheit und für ihre herzliche, respektvolle Art. Als Mitglied des Militärrats der YPJ trug sie bis zuletzt Verantwortung – auf dem Kampffeld ebenso wie in der Organisation.

Cûdî Tolhildan

Vor- und Nachname: Kafa Mohammed Jasim

Codename: Cûdî Tolhildan

Name der Mutter: Zahra

Name des Vaters: Mohammed

Todestag und -ort: 9. Dezember 2024 / Minbic


Als arabische Frau aus Raqqa schloss sich Cûdî Tolhildan 2022 den YPJ an – angetrieben von ihren Erfahrungen mit der Unterdrückung durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Sie war eine reflektierte, gut ausgebildete Kämpferin mit starkem politischen Bewusstsein. Ihre Fähigkeit, Brücken zwischen Gemeinschaften zu bauen, wurde von ihren Genoss:innen hoch geschätzt.

Axîn Koçer

Vor- und Nachname: Rozîv Cuma Mihemed Lo

Codename: Axîn Koçer

Name der Mutter: Emşe

Name des Vaters: Cuma

Todestag und -ort: 9. Dezember 2024 / Minbic


Geboren in Serêkaniyê, entstammte Axîn einer Familie, die tief in der kurdischen Freiheitsbewegung verwurzelt war. Zwei ihrer Geschwister fielen bereits im Kampf. Sie selbst war von Beginn der Rojava-Revolution an aktiv. Ihre Integrität, ihr Organisationstalent und ihre Bescheidenheit machten sie zu einer respektierten Führungsfigur unter Kämpferinnen und Zivilbevölkerung.

Sema Hesekê

Vor- und Nachname: Rama Xelîl Xelil

Codename: Sema Hesekê

Name der Mutter: Rojîn

Name des Vaters: Xelîl

Todestag und -ort: 9. Dezember 2024 / Minbic


Sema Hesekê, geboren in Hesekê, trat 2023 den YPJ bei. Trotz ihrer kurzen Zeit innerhalb des Frauenkampfverbands wurde sie schnell Teil einer Kommandogruppe. Ihre Disziplin, ihre positive Ausstrahlung und ihr unerschütterlicher Glaube an eine freie Zukunft verliehen ihr eine starke Ausstrahlung.

Ein Vermächtnis des Widerstands

Die YPJ beschreiben die fünf Frauen als „Heldinnen, die den Epos unserer Zeit schrieben“. Ihr Widerstand stehe sinnbildlich für eine Bewegung, die mehr sei als ein militärisches Projekt: „Er ist Ausdruck eines politischen und sozialen Aufbruchs, getragen von Frauen, die den Anspruch haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.”


Abschließend heißt es in dem Nachruf: „Nergiz Dilda, Cûdî, Axîn, Sema und Tolhildan waren Schutzschilde wie Tişrîn, Arîn, Avesta und Barîn vor ihnen“, heißt es in der Erklärung der YPJ – eine Reverenz an gefallene Kämpferinnen, deren Mut über die Region hinausstrahlt. „Die Namen unserer gefallenen Weggefährtinnen stehen für die gelebte Hoffnung auf ein freies Leben jenseits von Besatzung, Patriarchat und Fundamentalismus. Wir werden ihr Andenken ehren, indem wir den Kampf für eine gerechte und selbstbestimmte Gesellschaft fortsetzen. Wir verneigen uns vor dem Mut und der Hingabe dieser fünf Frauen – und versprechen, ihren Traum weiterzutragen.“