Landesweite Trauerzeremonien für Sırrı Süreyya Önder

Menschen in der ganzen Türkei nehmen Abschied von Sırrı Süreyya Önder. In Istanbul, Amed, Izmir, Wan und vielen weiteren Städten wurden Trauerzelte errichtet. Vertreter:innen aller politischen Lager würdigen den Politiker und Intellektuellen.

Abschied vom Abgeordneten der Bäume

Nach dem Tod des Politikers, Drehbuchautors und Regisseurs Sırrı Süreyya Önder, der am vergangenen Samstag in einem Istanbuler Krankenhaus an den Folgen eines Herzinfarkts verstarb, hat eine Welle der Anteilnahme in der gesamten Türkei eingesetzt. In zahlreichen Städten wurden Trauerzelte errichtet, in denen Vertreter:innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Bevölkerung dem verstorbenen Mitglied der Imrali-Delegation und Vizepräsidenten des Parlaments die letzte Ehre erweisen.

Im „Cemal Reşit Rey“-Konzertsaal im Istanbuler Stadtteil Şişli empfing Önders Familie gemeinsam mit führenden Vertreter:innen der Parteien DEM und DBP, darunter Tülay Hatimoğulları, Tuncer Bakırhan und Ahmet Türk, zahlreiche Trauergäste. Der Saal wurde mit Önders Porträt, Blumen und Kerzen geschmückt.

Zu den ersten Besucher:innen zählten DEVA-Vorsitzender Ali Babacan, CHP-Abgeordneter Sezgin Tanrıkulu sowie Anwält:innen des Rechtsbüros Asrin. Auch Vertreter:innen von Berufsverbänden wie TMMOB, Aktivistinnen der Initiative der kurdischen Friedensmütter sowie weiterer NGOs und Intellektuelle fanden sich ein.

Zeremonien in vielen Städten: Von Amed bis Izmir

Kondolenzbesuche für Sırrı Süreyya Önder gab es auch in den Räumlichkeiten der Kreis- und Provinzverbände der DEM in verschiedenen Städten. In Amed (tr. Diyarbakır) besuchten tausende Menschen seit dem Morgen die dortige Parteizentrale. Die Ko-Bürgermeister:innen Doğan Hatun und Serra Bucak würdigten Önder als „Friedensboten“ und riefen dazu auf, „das Banner des Friedens nicht fallen zu lassen“.

In der DEM-Zentrale in Riha (Urfa) wurde ein Banner mit Önders Foto aufgehängt, noch bis Mittwoch werden Trauergäste empfangen.

Ein besonders bewegender Moment ereignete sich in Şirnex (Şırnak), als die 80-jährige Dengbêj-Sängerin Fadîie Aytiş ein Klagelied zu Ehren Önders anstimmte und viele Anwesende zu Tränen rührte.

In Mêrdîn (Mardin) besuchten neben zahlreichen Bürger:innen auch Delegationen von CHP, DEVA, Saadet und Iyi-Partei die Kondolenzräumlichkeiten. Die Besucher:innen betonten den schmerzhaften Verlust eines bedeutenden Akteurs im Friedensprozess.

In der DEM-Parteizentrale in Izmir wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt. Viele Besucher:innen schrieben persönliche Botschaften an Önder. 

In Wan (Van) und anderen Provinzen der Serhed-Region, darunter Mûş, Agirî (Ağrı), Qers (Kars) und Bedlîs (Bitlis) wurden zahlreiche Gedenkorte eingerichtet. Auch Kirchenvertreter wie Pastor Muharrem Kavak drückten ihre Anteilnahme aus. In Mersin und Adana werden Trauerbesuche auch in den dortigen Cem-Häusern der alevitischen Gemeinschaft empfangen.

Ein politisches Leben mit bleibender Wirkung

Sırrı Süreyya Önder, der sein Leben dem Dialog, dem Kampf für Gleichheit und der kurdisch-türkischen Verständigung widmete, bleibt über seinen Tod hinaus eine prägende Figur für viele politische Generationen. Die landesweiten Gedenkveranstaltungen zeigen, wie tief sein Wirken in der Gesellschaft verwurzelt war. „Er hat eine Brücke zwischen den Völkern gebaut – jetzt liegt es an uns, diese Brücke zu erhalten“, so eine Besucherin der Trauerfeier in Izmir.