15. Juni 1915: Völkermord an den Suryoye im Osmanischen Reich
Am 15. Juni begehen Suryoye den Jahrestag des Sayfo – aramäisch für „Schwert“. Das Wort wurde zum Synonym für den Genozid an den assyrischen, aramäischen und chaldäischen Gemeinschaften im Osmanischen Reich, deren Population auf dem Gebiet der heutigen Türkei fast vollständig vernichtet wurde.
Die DEM-Partei hat aus diesem Anlass eine Aufarbeitung des Völkermords gefordert. Die Türkei als rechtliche Nachfolgerin des Osmanischen Reichs leugnet den Genozid an den christlichen Bevölkerungsgruppen und nennt die systematischen Massaker in Vernichtungsabsicht „traurige Ereignisse“, die sich unter den Bedingungen des Ersten Weltkrieges zugetragen haben. Für den Völkermord an den Armeniern wird offiziell sogar die Bezeichnung „armenische Behauptungen bezüglich der Ereignisse von 1915“ verwendet. Auch die Einstufung des Sayfo als Genozid wird strikt abgelehnt.
„Am 109. Jahrestag des Sayfo teilen wir den Schmerz der Suryoye“, erklärte die DEM-Kommission für Völker und Glaubensgemeinschaften heute in Ankara. „Anatolien und Mesopotamien haben im Laufe der Geschichte wichtige Beiträge zur Weltkultur und der sozialen Entwicklung hervorgebracht. Die Region war jedoch auch immer wieder Schauplatz für unmenschliche Verbrechen an verschiedenen Völkern und Kulturen. Der Begriff Sayfo steht für eine Zeit, in der ein großer Teil der Suryoye ausgelöscht wurde. Der 15. Juni 1915 gilt als Beginn des Massakers an diesen uralten Bevölkerungsgruppen Mesopotamiens.“
Die DEM-Partei geht davon aus, dass zwischen 1915 und 1924 zwei Drittel der Suryoye durch Massaker und Vertreibung vernichtet wurden. Durch die danach fortgesetzte Unterdrückung und Assimilationspolitik sei die Sprache, Identität und Kultur der Suryoye heute vom Aussterben bedroht: „Hunderte Kirchen und Klöster wurden zerstört, viele Immobilien von Institutionen und Einzelpersonen wurden beschlagnahmt, die Namen von Siedlungen wurden geändert und Schulen, die Unterricht in aramäischer Sprache erteilten, wurden geschlossen. Aufgrund dieser Unterdrückungsmaßnahmen war der größte Teil der verbliebenen Bevölkerung gezwungen, ins Ausland auszuwandern. Heute ist die Zahl der in der Türkei lebenden Suryoye auf etwa 20.000 zurückgegangen.“
Zur Notwendigkeit einer Aufarbeitung erklärte die DEM: „Wir wissen aus Beispielen in der ganzen Welt, dass die Verurteilung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Konfrontation mit der Wahrheit äußerst wichtige Schritte beim Aufbau des sozialen Friedens und der Entwicklung von Gewissen und Gerechtigkeitsgefühl sind. Die Suryoye fordern und erwarten eine aufrichtige Aufarbeitung. Als DEM-Partei schließen wir uns dieser Forderung an. Wir teilen den Schmerz der Suryoye und gedenken heute derer, die ihr Leben verloren haben."