Schauprozess gegen ehemalige HDP-Abgeordnete
Am ersten Prozesstag in der zweiten Auflage des sogenannten Kobanê-Verfahrens wurde die ehemalige HDP-Abgeordnete Hüda Kaya aus der Haft entlassen. Die Politiker:innen Hüda Kaya, Serpil Kemalbay, Fatma Kurtulan, Garo Paylan und Pero Dündar sollen wegen der Proteste gegen den IS-Angriff 2014 auf Kobanê exemplarisch abgeurteilt werden. Hüda Kaya befand sich acht Monate im Marmara-Gefängnis, bevor das Gericht am Dienstag ihre Freilassung anordnete. Vor dem Gefängnis wurde sie von vielen Menschen, darunter der Ko-Sprecher des Demokratischen Kongresses der Völker (HDK), Cengiz Çiçek, und weitere Abgeordnete der DEM-Partei, mit der Parole „Jin, Jiyan Azadî“ und „Es lebe der Gefängniswiderstand“ sowie Blumen empfangen.
„Das Unrecht in diesem Land ist unbeschreiblich“
Vor dem Gefängnis erklärte Hüda Kaya: „Es gibt keine Beschreibung für das Unrecht und den Raub an menschlichem Leben, Freiheit und Rechten in diesem Land. Leider sind Menschen aus allen Teilen unserer Gesellschaft weiterhin auf jede erdenkliche Weise diesem Unrecht ausgesetzt. Das Kobanê-Verfahren ist in der Tat eines der tragischsten und tragikomischsten konstruierten Verfahren in der Türkei, es sollte ernsthaft analysiert werden und als eine Lektion in der Rechtsgeschichte dienen.“
„Mein Herz ist zwischen diesen vier Wänden“
Kaya wies darauf hin, dass sie selbst acht Monate widerrechtlich inhaftiert war: „Aber angesichts der Tatsache, dass es Parteifreundinnen und -freunde gibt, die seit acht Jahren hinter diesen Mauern sitzen, sind meine acht Monate nicht der Rede wert. So gut wie alle sind permanent Unrecht ausgesetzt. Wir wurden zwar freigelassen, aber unsere Herzen sind weiter hinter diesen Mauern. Dort befinden sich sehr schöne, unschuldige Menschen. Überall im Land geschieht weiterhin Unrecht. Ich möchte mich bei all unseren Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen bedanken, die uns in unserem Kampf unterstützen.“