Protest in Dersim gegen „Tötungsgesetz“ für Straßenhunde

In Dersim protestieren Tierschützer:innen, Parteien und Bürger:innen gegen das türkische Gesetz zur Tötung von Straßenhunden. Sie fordern stattdessen flächendeckende Kastrationen und tiergerechte Maßnahmen.

„Nicht töten, kastrieren!“

Tierschutzorganisationen und zahlreiche Unterstützer:innen haben am Samstag in der kurdischen Stadt Dersim (tr. Tunceli) gegen eine Änderung im türkischen Tierschutzgesetz protestiert, das die Tötung von Straßenhunden erlaubt. Die Demonstrierenden zogen mit Plakaten und unter Parolen vom Künstlerviertel bis zum zentralen Seyit-Rıza-Platz, wo eine gemeinsame Presseerklärung abgegeben wurde. Mitorganisiert wurde die Aktion vom Verein zum Schutz und Erhalt der Tiere in Dersim.

„Nicht töten – kastrieren, versorgen, schützen“

In der Erklärung forderte Özge Doğan, Vorsitzende des Tierschutzvereins, eine tierfreundliche, ethische und nachhaltige Lösung. „Es gibt Alternativen zur Tötung von Tieren. Mit landesweit rund vier Millionen Hunden, 1.393 Gemeinden und 264 Arbeitstagen im Jahr ließe sich das Problem durch eine strukturierte Kastrationskampagne bewältigen – etwa elf Eingriffe pro Tag und Gemeinde würden ausreichen“, rechnete sie vor.

Mahnung nach Vorfall Bursa

Besonders empört zeigten sich die Teilnehmer:innen über Berichte aus einem Tierheim in Osmangazi in der westtürkischen Provinz Bursa, wo laut Aktivist:innen Hunde und Katzen mutmaßlich von Betreibern des städtischen Tierheims getötet wurden. Doğan kritisierte einen gravierenden Mangel an staatlicher Kontrolle.

„Die Tierheime sind außer Kontrolle, und unsere Straßen dem Chaos überlassen. Gerade in unserer Stadt leben keine aggressiven Tiere. Unsere sozialisierten Hunde gehören nicht hinter Gitter.“ Doğan forderte stattdessen die konsequente Anwendung der Methode „Kastrieren, Impfen, am angestammten Ort versorgen“.

Der Vorsitzende der CHP in Dersim, Kemal Özcan, betonte in seiner Ansprache das Grundrecht aller Lebewesen auf Leben: „Die Tötung von Straßenhunden widerspricht fundamental dem Selbstverständnis eines sozialen Rechtsstaats.“

Ayten Kordu: Massakergesetz ist Ausdruck eines autoritären Denkens

Die Gesetzesänderungen im türkischen Tierschutzgesetz war 2024 auf Initiative von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan auf den Weg gebracht worden. Seither geht die Türkei vehement gegen frei lebende Hunde, aber auch Katzen vor. Eine Formulierung im Gesetz erlaubt, „aggressive und kranke Hunde“ einzuschläfern. Aber wann ein Hund so eingestuft und getötet wird, ist nicht genau definiert.

„Das legitimiert das willkürliche Töten“, sagte die DEM-Abgeordnete Ayten Kordu, die sich an der Kundgebung beteiligte. „Diese Gesetzgebung ist Ausdruck eines autoritären Denkens, das Mensch, Tier und Umwelt bedroht. Alle, die für dieses Gesetz gestimmt haben, tragen Verantwortung“, so Kordu. Sie forderte den vollständigen Rückzug des Gesetzes und kündigte weiteren Widerstand an – sowohl im Parlament als auch auf der Straße.

„Dies ist ein Gesetz zur systematischen Tötung. Wir werden nicht zulassen, dass unsere tierischen Mitgeschöpfe kriminalisiert und eingesperrt werden. Die einzig richtige Methode ist die Kastration. Wir müssen schnellstmöglich mit Kastrationen beginnen, kranke Tiere pflegen und sie wieder in die Natur entlassen. Das bestehende Gesetz muss zurückgezogen werden – es ist ein Massaker-Gesetz. Und deshalb werden wir kämpfen.“