Umweltzerstörung weitet sich aus
In der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) hat das türkische Gouverneursamt mehrere Regionen, darunter die Gebirgszüge Gabar und Cûdî, bis zum 26. Mai als „Sondersicherheitsgebiete“ deklariert und für die Zivilbevölkerung gesperrt. Zeitgleich dokumentieren neue Aufnahmen die massive Fortsetzung des Holzeinschlags in genau diesen Gebieten. Betroffen von dem Zutrittverbot sind insgesamt 13 Regionen, darunter neben Gabar und Cûdî auch Besta sowie weitere schwer zugängliche Berggebiete in den Landkreisen Cizîr (Cizre), Silopiya (Silopi), Qilaban (Uludere), Basa (Güçlükonak) und Elkê (Beytüşşebap).
Abholzung unter Militäraufsicht
Laut Beobachtungen der Nachrichtenagentur Mezopotamya wird die Abholzung von den Eichenwäldern Şirnexs unter dem Deckmantel von Sicherheit sowie angeblichen Öl- und Minenerschließungen durchgeführt. Die Arbeiten finden unter Aufsicht des Militärs und durch Dorfschützer statt. Insbesondere im Bereich der sogenannten „TRT-Zone“ – benannt nach einem dort installierten TV- und Radioturm des staatlichen Senders TRT – wurde die Zerstörung großflächig dokumentiert. Gefällte Baumstämme werden entlang der Straßen aufgeschichtet, mit Lkws abtransportiert und offenbar in andere Provinzen verkauft.
Sprengungen gefährden Ökosysteme
Im Rahmen der Erschließung von Straßen und Bohrplätzen für Ölprojekte werden laut MA-Recherchen auch Sprengstoffe eingesetzt, um felsiges Gelände zu durchbrechen. Diese Detonationen zerstören nicht nur das geologische Gleichgewicht der Bergregionen, sondern gefährden auch Flora, Fauna und die lokalen Trinkwasserquellen. Einige der Quellen, die über Jahrhunderte genutzt wurden, seien laut Bewohner:innen bereits ausgetrocknet.
Wirtschaftlicher Nutzen für Militärstrukturen?
Lokale Quellen berichten zudem, dass der kommerzielle Holzverkauf von den bewaffneten Dorfschützern organisiert wird und auch Strukturen des Militärs mitverdienen. Zwar wird offiziell mit Sicherheitsgründen argumentiert, doch deuten zahlreiche Hinweise darauf hin, dass hinter den Maßnahmen auch wirtschaftliche Interessen stehen.
Vier Jahre Waldverlust unter Bewachung
Bereits seit vier Jahren wird insbesondere in den Regionen Gabar, Cûdî, Besta, Feraşîn und Qaşuran systematisch Wald gerodet. Der Zugang für Journalist:innen, Umweltschützer:innen oder unabhängige Beobachter:innen ist aufgrund der regelmäßig verhängten Zugangsverbote stark eingeschränkt. Die neue Zugangssperre fällt zeitlich mit dem Wiederbeginn der Abholzungen in der Gabar-Region zusammen – ein Zusammenhang, der von Umweltgruppen als „gezielte Verschleierung“ kritisiert wird.