Mehrere hundert Menschen haben sich heute in Hamburg zu einem Trauermarsch in Gedenken an Kelly Freygang versammelt. Die Hamburgerin, auch bekannt unter ihrem nom de guerre Tîjda Zagros, war 2017 als Internationalistin den Reihen der kurdischen Guerilla beigetreten. Im April dieses Jahres wurde sie durch einen türkischen Drohnenangriff in Südkurdistan ermordet.
Der Kampf um Freiheit ist ein gemeinsamer Kampf
„Von Trauer, zu Wut, zu Widerstand“ war bei dem Trauermarsch in Hamburg, zu dem Angehörige, Freund:innen und Weggefährten:innen der Revolutionärin zusammenkamen, immer wieder zu hören. Dieser Ausruf spiegelt sowohl die Atmosphäre wie auch die Beiträge während der Demonstration treffend wider. Nach einer würdevollen Gedenkminute stellte die internationalistische Jugendorganisation YUNA Kelly Freygangs allumfassenden Einsatz für die Geschwisterlichkeit der Völker entgegen dem trennenden und gewaltvollen patriarchalen System in den Vordergrund. Die Gefallene habe unter Einsatz ihres Lebens gezeigt, dass der Kampf um Freiheit ein wirklich gemeinsamer, im Grunde der gleiche Kampf sei.
Özdemir: Der Krieg muss ein Ende finden
Im Anschluss sprach Cansu Özdemir, außenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Partei Die Linke, über die Haltung und mögliche Verantwortung der deutschen Bundesregierung. Eine kleine Anfrage ihrerseits sei „auf typische Weise“ beantwortet worden: man wisse von nichts. Es ging bei der Anfrage darum, ob deutsche Drohnentechnik mitverantwortlich für den gewaltvollen Tod der 31-jährigen war. Özdemir sprach den Angehörigen und Freund:innen der gefallenen Internationalistin ihr aufrichtiges Beileid aus und versicherte, an ihrer Seite zu stehen. Sie stelle Kelly Freygang in eine Reihe mit Jakob Riemer, Konstantin Gedig und Sarah Handelmann, drei deutsche Internationalist:innen, die in den vergangenen Jahren als Teil der kurdischen Freiheitsbewegung ihr Leben verloren. „Die Angriffe, die Gewalt und der Krieg müssen ein Ende finden. Wir werden Kelly und all die anderen niemals vergessen“, schloss die Politikerin.
„Kein vergessen, kein vergeben – In unserem Kampf wird Kelly leben“
Begleitet von Rufen wie „Şehîd namirin“ (Die Gefallenen sind unsterblich), „Von Hamburg bis nach Kurdistan – Mit Mut ging Kelly stets voran“ und „Kein vergessen, kein vergeben – In unserem Kampf wird Kelly leben“ setzte sich der Trauermarsch in Bewegung. Angeführt wurde die Demonstration von Transparenten, die drei wesentliche Merkmale der Hamburgerin hervorhoben: Kelly als Jugendliche, als Frau, als Internationalistin.An der Spitze des Trauermarsches liefen Kelly Freygangs Mutter und Schwester. Überall wurden Schilder mit dem Konterfei der Gefallenen neben übergroßen Nelken getragen. Dass es keinen Moment der Stille während des Marsches gab, war nicht möglich als fehlende Trauer misszudeuten, sondern schien viel mehr ein liebevoller Ausdruck der kollektiven Erinnerung und Würdigung von Kelly Freygang zu sein.
Gedenkfeier nach Demonstration
Abschließend wurde die anhaltende Militäreskalation des türkischen Staates gegen die kurdische Guerilla inmitten der großen Hoffnung auf Frieden verurteilt. Kelly Freygang und acht weitere Kämpfer:innen, deren vollständigen Identitäten teils noch nicht bekannt gegeben wurden, sind von den Volksverteidigungskräften (HPG) und Verbänden freier Frauen (YJA Star) seit dem von der PKK Anfang März einseitig ausgerufenen Waffenstillstand als durch türkische Militärschläge in Südkurdistan gefallen veröffentlicht worden. Die Teilnehmenden zeigten sich entschlossen, zu diesen Verbrechen und diesem Morden niemals zu schweigen.
Aktuell ist die Demonstration aufgelöst worden und die Teilnehmenden befinden sich gesammelt auf dem Weg zum Ort der folgenden Gedenkveranstaltung.