Angriff auf Natur, Geschichte und kollektives Gedächtnis
In der alevitisch-kurdischen Provinz Dersim (tr. Tunceli) weitet sich der Widerstand gegen ein großflächiges Bergbauprojekt aus: In Sekasur haben Anwohnende eine dauerhafte Mahnwache eingerichtet, um gegen die geplante Errichtung eines Bimsstein- und Sandtagebaus zu protestieren. Der Widerstand richtet sich nicht nur gegen die drohende ökologische Zerstörung, sondern auch gegen eine als politisch motiviert empfundene Missachtung der historischen und kulturellen Bedeutung der Region.
Organisiert wird der Protest von der Umweltplattform Hozat-Pertek-Sekasur. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der Weiler – ein Ort, der mit den Massakern während des Dersim Genozids von 1937/38 verbunden ist. Dort wurden damals zahlreiche Menschen getötet und in einem Massengrab verscharrt. 2016 konnten bei Ausgrabungen die sterblichen Überreste von elf Personen identifiziert werden. Nun soll auf eben diesem Areal ein industrieller Abbau beginnen.

Der geplante Tagebau soll sich über ein Gebiet von rund 2.200 Hektar erstrecken und betrifft mehrere Dörfer in den Landkreisen Xozat (Hozat) und Pêrtag (Pertek), darunter Bargini, Zewe, Orcan und Desiman. Die Aktivist:innen errichteten ein Zelt und spannten Transparente mit der Aufschrift „Fasst meine Natur, mein Wasser und meine Geschichte nicht an“. Sie werfen dem türkischen Staat vor, unter dem Deckmantel wirtschaftlicher Entwicklung gezielt Regionen mit kurdischer Bevölkerung zu verwerten und zu entwerten. Der Protest versteht sich daher auch als Akt der Selbstverteidigung gegen eine Politik, die ökologische, historische und kulturelle Lebensräume systematisch bedroht.
Bevölkerung ruft zur Solidarität auf
Die Mahnwache soll nach Angaben der Organisierenden so lange andauern, bis das Projekt offiziell gestoppt wird. Die Beteiligten rufen die Öffentlichkeit zur Solidarität auf und fordern ein Ende der extraktiven Eingriffe in die sensible Landschaft Dersims.