Solidarität mit Journalistin Zeynep Durgut
Nach der Veröffentlichung eines Berichts über einen mutmaßlichen Zwangsprostitutionsring in Şirnex ist die Journalistin Zeynep Durgut bedroht worden. Medienverbände zeigen sich solidarisch,
Nach der Veröffentlichung eines Berichts über einen mutmaßlichen Zwangsprostitutionsring in Şirnex ist die Journalistin Zeynep Durgut bedroht worden. Medienverbände zeigen sich solidarisch,
Nach der Enthüllung eines mutmaßlichen Zwangsprostitutionsrings in der Provinz Şirnex (tr. Şırnak) ist die Reporterin Zeynep Durgut der Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı (MA) bedroht worden. Die Drohungen haben laut der Journalistin ihre Quellen bei Angehörigen eines Hauptverdächtigen, der in einem laufenden Verfahren als Anführer des Netzwerks angeklagt ist. Zahlreiche Medienverbände haben ihre Solidarität mit Durgut bekundet und ein Ende der Einschüchterungsversuche gefordert.
Die Journalistin hatte am 24. Februar in einem umfassenden Bericht einen Menschenhändlerring in Şirnex mit Verbindungen in Politik und Militär öffentlich gemacht. Die Artikelreihe führte zu breitem öffentlichen Interesse und politischen Reaktionen – aber auch zu Drohungen gegen Durgut, gegen die sie juristisch vorgeht.
Das Komitee arbeitender Medienschaffender in Şirnex verurteilte die Drohungen gegen Durgut scharf. Man akzeptiere „keinesfalls die Einschüchterung einer Kollegin, die nur ihre journalistische Pflicht erfüllt hat“, hieß es in einer Mitteilung. „Die Bedrohung stellt nicht nur einen Angriff auf die Pressefreiheit, sondern auf das gesamte öffentliche Informationsinteresse dar.“
„Bedeutender Beitrag zur Aufdeckung eines weitreichenden Problems“
Auch die Vereinigung der Journalistinnen Mesopotamiens (MKG) zeigte sich alarmiert. „Die Drohungen gegen unsere Kollegin Zeynep Durgut sind inakzeptabel. Wir stehen an ihrer Seite.“ Der wie die MKG in Amed (Diyarbakır) ansässige Journalistenverein (DFG) würdigte Durguts Recherchen als „journalistisch bedeutenden Beitrag zur Aufdeckung eines weitreichenden Problems“ in der Region. In einer Erklärung hieß es: „Dass sie für diese Arbeit mit Bedrohungen konfrontiert wird, ist nicht hinnehmbar. Wir warnen die Verantwortlichen – wir werden nicht schweigen.“
Internationale Unterstützung: CPJ ruft Türkei zu Schutz auf
Auch das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) äußerte sich zu dem Fall. In einem Post auf X rief der Türkei-Vertreter der Organisation, Özgür Öğret, die Behörden auf, für die Sicherheit der Reporterin zu sorgen. „Die türkischen Behörden müssen umgehend Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit von Zeynep Durgut zu gewährleisten“, erklärte Öğret.
Hintergrund: Aufarbeitung eines Skandals nach elf Jahren
Der zugrunde liegende Skandal reicht bis ins Jahr 2013 zurück. Damals leitete die Staatsanwaltschaft Şırnak ein Ermittlungsverfahren gegen 25 Personen ein – wegen des Verdachts, eine kriminelle Vereinigung zur Förderung von Zwangsprostitution gegründet zu haben. Die Ermittlungen zogen sich über elf Jahre hin.
Im Jahr 2024 wurde schließlich eine umfassende Anklageschrift beim 3. Schwurgericht Şırnak eingereicht und zugelassen – zur Überraschung vieler, da der in der Anklageschrift als „Bandenführer“ bezeichnete Kenan Tatar Beziehungen bis in höchste Regierungskreise unterhält und seine Familie zum größten Dorfschützerverband in Nordkurdistan zählt. Die Vorwürfe lauten unter anderem auf Bildung einer kriminellen Organisation, Kinder- und Menschenhandel, sexuellen Missbrauch von Minderjährigen, Zuhälterei und Erpressung.
Als mutmaßlicher Haupttäter gilt laut Anklageschrift ein anderes Familienmitglied – Ibrahim Tatar. Er war 2013 festgenommen und 2024 aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Kenan Tatar wird als sein Stellvertreter aufgeführt. Neben weiteren Beschuldigten werden auch drei Unteroffiziere und ein Feldwebel beschuldigt, ihre Position im türkischen Militär ausgenutzt zu haben, um Frauen und Minderjährige – darunter auch Personen aus Rojava und anderen Ländern – zur Prostitution zu zwingen.