Eine künstlerische Reise über Weiblichkeit, Erinnerung und Widerstand
Die Künstlerin Aslı Filiz wurde in Çewlîg (tr. Bingöl) als Kind kurdischer Eltern geboren. Nach ihrem Studium im Bereich Grafikdesign an der Beykent-Universität in Istanbul schloss sie ihre künstlerische Ausbildung an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) ab. Seit über 25 Jahren ist sie in den Bereichen Grafikdesign und bildende Kunst tätig. In den letzten Jahren hat sie ihren Fokus besonders auf die Malerei und weibliche Narrative gelegt.
Die Eröffnung der Ausstellung war gut besucht und zog neben Kunstinteressierten auch zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Literatur, Musik, Frauenorganisationen und Schauspiel an.
In ihrer Ansprache bedankte sich die Künstlerin bei ihrem Sohn Roni, ihrer Familie sowie bei Prof. Dr. Broekaert und ihrer engen Freundin Münevver Azizoğlu, die als Redner:innen auftraten: „In dieser Ausstellung wollte ich Raum schaffen für die Geschichten, die innere Welt und den Willen von Frauen. Diese Frauen sind hier manchmal schweigend, manchmal rebellisch, aber immer mit Würde.“
Münevver Azizoğlu (l.) und Aslı Filiz
Stille, die laut wird: Frauen als Trägerinnen von Erinnerung und Widerstand
Filiz’ Werke thematisieren kollektive weibliche Erfahrungen, die weit über das Persönliche hinausgehen. Ihre Bildsprache vereint mythologische, soziopolitische und spirituelle Ebenen mit kurdisch-mesopotamischen Motiven und feministischer Symbolik. Ihre bevorzugte Technik ist Acryl auf Leinwand.
Bedeutende Werke wie „Ich bin Eva“, „Stiller Schrei“, „Spirale der Lüge“, „Jin Jiyan Azadî“ und „Jina Mahsa Amini“ zeigen Frauenfiguren als stille, aber entschlossene Subjekte, die sich zwischen Tradition und Freiheit, Trauma und Hoffnung bewegen.
Besonders bewegend ist das Werk zu Ehren von Jina Mahsa Amini, die 2022 im Iran von der Sittenpolizei getötet wurde. In einer persönlichen Geste hat die Künstlerin ihre eigenen Haare in das Werk eingearbeitet als Zeichen von Trauer, Solidarität und Widerstand.

Kollektive Erinnerung als universelle weibliche Identität
Die Ausstellung betont, dass Frauen nicht nur Opfer, sondern auch denkende, wählende, entscheidende und transformierende Subjekte sind. Werke wie „Stiller Schrei“, das den kollektiven Schmerz ezidischer Frauen sichtbar macht, oder „Ich bin Eva“, das mit patriarchalen Schuldnarrativen bricht, öffnen einen Raum für Reflexion und emotionale Auseinandersetzung. „Universelle junge Frau“ thematisiert innere Stärke und spirituelle Balance in Verbindung mit traditionellen Mustern, „Spirale der Lüge“ kritisiert leere Versprechungen des Patriarchats, „Leben“ feiert die weibliche Kraft als Quelle und Bewahrerin des Daseins.

Einladung zur Erinnerung und zum Hinschauen mit dem Herzen
Aslı Filiz versteht Kunst nicht nur als ästhetisches Ausdrucksmittel, sondern als Trägerin von Erinnerung, Identität und Widerstand. Ihre Werke, tief verwurzelt in der Kultur Mesopotamiens, verbinden persönliches Erleben mit kollektiven Narrativen der Frauen.
„Ich wünsche mir, dass Besucher:innen meine Ausstellung nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen anschauen. Jedes Werk ist die Stimme einer Frau, sei es im Schweigen oder im Aufschrei, aber immer in Würde“, so die Künstlerin.
Die Ausstellung „Gedächtnis der Frauen“ kann noch bis zum 24. September 2025 im Gästehaus der Universität Hamburg besichtigt werden. Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung sind geplant.