Frauen als Gestalterinnen demokratischer Selbstverwaltung
Der Altstadtbezirk Sûr der kurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) hat die Einsetzung eines Frauenrats verkündet. An der Eröffnungsveranstaltung im Konferenzsaal der von der Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM) geführten Bezirksverwaltung nahmen zahlreiche Verordnete und weibliche Angestellte teil. Ko-Bürgermeisterin Fatma Gulan Önkol betonte in ihrer Rede die symbolische wie praktische Bedeutung der Initiative.
Ein Schritt, der auf eine frauenzentrierte Gesellschaft verweist
Önkol sprach in ihrer Eröffnung von einem „Schritt, der aus den Tiefen der Geschichte in die Gegenwart führt“. In ihrer Rede zeichnete sie ein Bild weiblicher Autonomie, das sich auf neolithische Gesellschaften und die Rolle der Frau als Wissensträgerin, Organisatorin und Produzentin stützt. Die spätere Marginalisierung der Frau sei nicht nur ein Ausdruck patriarchaler Gewalt, sondern habe das soziale Gefüge insgesamt geschwächt.
Ko-Bürgermeisterin Fatma Gulan Önkol
Frauen als Gestalterinnen demokratischer Selbstverwaltung
Önkol stellte die Arbeit des Frauenrats in den Kontext einer politischen Selbstermächtigung: „Wir treten nicht nur für Repräsentation ein, sondern für eine tiefgreifende Veränderung kommunaler Politik.“ Der Frauenrat sei nicht lediglich ein Forum zur Problembenennung, sondern ein Gremium mit Entscheidungsgewalt, das politische Impulse setzen werde. „Ohne Frauen kann es keine vollständige Repräsentation des Volkes geben.“
Demokratisches Erbe: Von Curnê Reş bis Sûr
Fatma Gulan Önkol verwies auf eine lange Geschichte weiblicher Teilhabe in der kurdischen Kommunalpolitik, beginnend mit ersten Ratsmitgliedern in Curnê Reş (Hilvan) im Jahr 1979 bis hin zur heutigen Praxis der genderparitätischen Doppelspitze. Diese Entwicklung habe nicht nur den Einfluss von Frauen gestärkt, sondern demokratische Standards insgesamt angehoben.
Der Frauenrat von Sûr
Neun Kommissionen eingerichtet
Im Anschluss an die Verkündung wurden neun Fachkommissionen ins Leben gerufen: für Bildung und Bewusstseinsarbeit, Gewalt, Ökonomie, Ökologie, Rechte von Menschen mit Behinderung, Kinderrechte, Gesundheit und Soziale Dienste, Kultur/Kunst/Sport sowie für Sprache, kollektives Gedächtnis und Glaubensfragen.
Zukunftsvision: Jin, Jiyan, Azadî
Zum Abschluss rief Önkol unter dem bekannten kurdischen Leitspruch „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) dazu auf, den Aufbau einer gleichberechtigten und partizipativen Gesellschaft zu vertiefen: „Ohne Frauen bleibt Frieden nur ein Schweigen.“