Erdölförderung in Şirnex: Quellen in mehreren Dörfern versiegt
Staatliche Sondierungen auf dem Gabar-Berg trocknen Wasserquellen aus – Dorfbewohner:innen berichten von Umweltzerstörung und anhaltender Wasserknappheit.
Staatliche Sondierungen auf dem Gabar-Berg trocknen Wasserquellen aus – Dorfbewohner:innen berichten von Umweltzerstörung und anhaltender Wasserknappheit.
Die Ausweitung der Öl- und Rohstoffförderung in der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) hat laut Angaben von Anwohnenden und Beobachter:innen gravierende ökologische Folgen. In mehreren Dörfern am Fuße des Gabar-Berges sind infolge der seit 2022 intensivierten Bohraktivitäten der staatliche türkische Erdölgesellschaft (TPAO) natürliche Wasserquellen versiegt oder verunreinigt worden.
Wie Dorfbewohner:innen gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) berichten, ist insbesondere das Dorf Şêxê Reş seit rund vier Monaten vollständig von der Wasserversorgung abgeschnitten. Rund 3.000 Einwohner:innen sowie landwirtschaftliche Flächen und Nutztiere seien betroffen. Der Wasserbedarf werde derzeit notdürftig mit täglich zwei Tanklastern aus dem Zentrum der Provinzhauptstadt Şirnex gedeckt.
Auch benachbarte Dörfer betroffen
Betroffen sind nach den Angaben auch die Dörfer Zîron, Dara und Şerefiyê. Alle liegen in einem Gebiet, das in den vergangenen Jahren verstärkt für Energie- und Rohstoffprojekte erschlossen wurde. Neben den Bohrungen sind auf dem Gabar-Berg zahlreiche Militäranlagen errichtet und Zufahrtsstraßen gebaut worden, was mit der großflächigen Abholzung von Wäldern einhergegangen ist.
Jahrhundertealte Quellen zerstört
Die Bewohner:innen von Şêxê Reş betonen, dass ihr Dorf über eine mehr als 500-jährige Geschichte verfüge und über ebenso alte, bislang beständige Quellen verfügte. Nun seien einige der Quellen vergiftet, andere vollständig ausgetrocknet. Trotz wiederholter Beschwerden bei lokalen Behörden und einem Treffen mit dem AKP-Abgeordneten Arslan Tatar sei bislang keine Lösung erfolgt.
„Bohrungen können Wasserläufe verändern“
Ein von MA befragter Geologe bestätigt, dass Ölbohrungen erhebliche Auswirkungen auf die unterirdische Hydrologie haben können. „Bohrungen und Sprengungen verändern die Struktur von Gesteinsschichten und können dazu führen, dass das Wasser versickert oder seinen natürlichen Lauf ändert“, erklärte der Experte.
Die TPAO hatte im Jahr 2022 mit der Erschließung des Gabar-Bergs begonnen, nachdem dort neue Erdölvorkommen bestätigt worden waren. Seit 2023 werden dort nach Regierungsangaben industrielle Mengen gefördert. Umweltorganisationen und lokale Initiativen kritisieren jedoch seit Jahren den aus ihrer Sicht „ungebremsten Raubbau an Natur und Ressourcen“ in der Provinz – auch in anderen Teilen von Şirnex wie dem Cûdî-Gebirge und der Besta-Region.
Anwohnende fordern Lösung der Wasserkrise
Die betroffenen Dorfbewohner:innen fordern nun eine rasche Lösung der Wasserkrise und die Überprüfung der Umweltauswirkungen der Bohraktivitäten. „Vor den Bohrungen hatten wir keine Wasserprobleme“, heißt es aus der Gemeinde. „Wir erwarten, dass die Verantwortlichen handeln, bevor unser Dorf völlig unbewohnbar wird.“