NATIONALKONGRESS KURDISTAN
Der Nationalkongress Kurdistan (KNK) hat am Samstag in Den Haag seine 23. Generalversammlung eröffnet. An der zweitägigen Veranstaltung nehmen rund 300 Delegierte aus allen vier Teilen Kurdistans sowie aus Ländern wie den USA, Kanada, Australien, Japan und zahlreichen europäischen Staaten teil. Auch Intellektuelle, Künstler:innen und Vertreter:innen dutzender politischer Parteien, Institutionen und zivilgesellschaftlicher Organisationen sind vor Ort.
Der KNK wurde 1999 als kurdisches Exilparlament in Amsterdam gegründet und setzt sich seitdem für nationale Einheit und Zusammenarbeit unter Kurd:innen ein. Ziel der Generalversammlung ist es, zentrale politische Fragen zu diskutieren, gemeinsame Lösungsstrategien zu entwickeln und strategische Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.
Auftakt mit Gedenken und politischem Appell
Der Kongress begann mit der kurdischen Nationalhymne „Ey Reqîb“ und einer Schweigeminute für die Gefallenen des Befreiungskampfes in Kurdistan. In den anschließenden Eröffnungsreden erinnerten die KNK-Mitglieder Refik Gaffur und Dilşah Osman an führende Persönlichkeiten der kurdischen Befreiungsbewegung wie Rıza Altun, Ali Haydar Kaytan und den PJAK-Mitbegründer Abdul Rahman Haji Ahmadi.
Refik Gaffur betonte die Rolle des KNK in der Förderung kurdischer Einheit und verwies auf den Friedensaufruf Abdullah Öcalans Ende Februar zur Stärkung eines demokratischen und friedlichen Gesellschaftsmodells: „Die neue Phase, die mit diesem Appell beginnt, ist entscheidend für die Konsolidierung der Errungenschaften des kurdischen Volkes. In allen vier Teilen Kurdistans sollte diese Entwicklung aktiv unterstützt werden“, erklärte Gaffur.
Dilşah Osman hob die Bedeutung kurdischer Zusammenarbeit in den Bereichen Jugend, Frauen, Diplomatie und Politik hervor. „Wir erleben eine sensible Phase, in der Einigkeit wichtiger denn je ist“, sagte sie. „Vielfalt ist natürlich – doch das kurdische Anliegen muss über Parteiinteressen stehen.“
KNK-Vorsitzende: Gemeinsam in eine neue Ära
In ihren Reden unterstrichen die KNK-Vorsitzenden Zeynep Murad und Ahmet Karamus die Relevanz der aktuellen Entwicklungen in Kurdistan und im Nahen Osten.
Murad betonte die Beteiligung verschiedener politischer und gesellschaftlicher Gruppen am Kongress als Zeichen der Hoffnung und Stärke. Sie rief zur Verteidigung der bisherigen Errungenschaften insbesondere in Nord- und Südkurdistan auf: „Die geopolitischen Veränderungen im Nahen Osten fordern auch uns Kurd:innen heraus, neue Wege zu gehen und unsere Selbstorganisierung weiterzuentwickeln.“
Karamus verwies auf globale und regionale Konflikte, darunter die Kriege in der Ukraine, in Gaza und in Syrien, und betonte, dass diese Umbrüche auch Kurdistan direkt betreffen: „Wir stehen an einem Wendepunkt. Die Entwicklung kann sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringen. Es liegt an uns, vorbereitet zu sein und den richtigen Weg zu wählen.“
Karamus bezeichnete den Aufruf Abdullah Öcalans als „historisch“ und „zukunftsweisend“. Dieser sei nicht nur eine Reaktion auf aktuelle Herausforderungen, sondern biete auch langfristige Perspektiven für Einheit und friedliche Konfliktlösung: „Ein neuer Prozess hat begonnen, insbesondere für Nordkurdistan. Es liegt in der Verantwortung aller politischen Akteur:innen, diesen Prozess aktiv mitzugestalten.“
Weitere Programmpunkte und Ausblick
Nach den Reden wurde das Kongresspräsidium gewählt, bestehend aus Rebwar Raşid, Midya Abda, Rojin Mukreyan, Şêx Şemal und Yakup Mirza. Im Anschluss folgte eine Dokumentarfilmvorführung zur Geschichte und den Zielen des KNK.
Die Versammlung wird mit Beiträgen von Delegierten und Diskussionen über künftige politische Strategien fortgesetzt.