Klimastreik: Kurdische Gruppen weisen auf Ökozid in Kurdistan hin

Am globalen Klimastreik haben sich auch kurdische Gruppen beteiligt. In Bern in der Schweiz war die kurdische Frauenbewegung in Aktion und machte auf den von der Türkei betriebenen Ökozid in Kurdistan aufmerksam.

Massive Umweltzerstörung als Teil militärischer Besatzungspolitik

Im Rahmen des globalen Klimastreiks am Freitag fanden in mehreren Schweizer Städten Demonstrationen statt, die von der Bewegung Fridays for Future organisiert wurden. In Bern, Zürich, Luzern, Neuchâtel und Aarau forderten Aktivist:innen unter dem Motto #Don‘tSellOurFuture konsequenten Klimaschutz, den Ausstieg aus fossilen Energien und die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens. Auch kurdische Gruppen beteiligten sich an den Protesten und machten mit Nachdruck auf die gezielte ökologische Zerstörung in Kurdistan aufmerksam.

Kurdischer Frauenrat Bern in Aktion

In Bern versammelten sich auf dem Bundesplatz vor dem Schweizer Parlament hunderte Klimaaktivist:innen. In einer Erklärung des Klimastreik-Kollektivs hieß es, dass das in Paris gesetzte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, bereits 2024 überschritten worden sei. Dies sei ein dramatisches Warnsignal für die Zukunft des Planeten. Die Schweizer Regierung wurde aufgefordert, endlich konkrete Maßnahmen zur Einhaltung des Klimaabkommens umzusetzen.


„Ökologische Zerstörung in Kurdistan ist eine Kriegsstrategie“

Auch kurdische Aktivist:innen waren in Bern sichtbar präsent. In einem Informationszelt des Kurdischen Roten Halbmonds (Heyva Sor a Kurdistanê) verteilten sie eine Erklärung der Europäischen Ökologiebewegung für Kurdistan (Tev-Eko). Zudem hielt die Aktivistin Hediye Munzur im Namen der Kurdischen Frauenbewegung in der Schweiz (YJK-S) eine Rede.

„Die kurdische Freiheitsbewegung basiert nicht nur auf der Befreiung der Frau und radikaler Demokratie – auch die Ökologie ist eine ihrer Grundsäulen“, sagte Munzur. Sie betonte, dass in Rojava ein neues, demokratisches Gesellschaftsmodell entstanden ist, das die Einheit von Mensch und Natur in den Mittelpunkt rückt. Gleichzeitig kritisierte sie scharf, dass in anderen Teilen Kurdistans die Natur systematisch zerstört wird – als gezielte Kriegsstrategie des türkischen Staates.

Massive Umweltzerstörung als Teil militärischer Besatzungspolitik

Insbesondere in Nord- und Südkurdistan habe die Naturzerstörung in den letzten Jahren ein beispielloses Ausmaß erreicht, so Munzur weiter. Die unter dem Vorwand der Sicherheit errichteten Militärstützpunkte und Staudämme führten zu gravierenden Eingriffen in die Ökosysteme. „In der Botan-Region wurden ganze Wälder abgeholzt. Lebensräume verschwinden – und werden internationalen Erdölkonzernen überlassen“, erklärte sie. „Allein im Jahr 2022 wurden vier Millionen Bäume gefällt und hunderte Dörfer in Kurdistan geräumt.“

Die fortlaufende Bombardierung von Guerillagebieten durch das türkische Militär, auch mit mutmaßlichen Chemiewaffen, vergifte Wasser und Böden – mit weitreichenden Folgen: „Diese Gifte fließen in Flüsse, Meere – und schließlich ins Herz der Erde.“


„Die Zeit zum Handeln ist jetzt“

Munzur machte deutlich, dass die Verantwortung für die globale ökologische und humanitäre Krise bei den kapitalistischen Machtzentren liege – und dass der Widerstand dagegen international werden müsse: „Wie indigene Bewegungen sagen: Man wird erkennen, dass man Geld nicht essen kann – aber vielleicht zu spät. Deshalb ist es unsere Pflicht, überall auf der Welt auf die Straße zu gehen.“

Besonders in der aktuellen globalen Umweltkrise erhielten die ökologischen und demokratischen Ideen Abdullah Öcalans eine neue Dringlichkeit, so Munzur. Im Anschluss an ihren Redebeitrag zogen die Demonstrierenden mit Transparenten und Slogans durch die Berner Innenstadt und beendeten die Aktion mit einem friedlichen Protestmarsch.