HPG veröffentlichen Namen von Zap-Gefallenen

Die Guerillakämpfer Bahoz Şîlan, Cuma Goyî und Şiyar Kurdistan sind im Kampf gegen die türkische Besatzung in Südkurdistan gefallen. Die HPG haben ihre vollständige Identität veröffentlicht und würdigen ihren Widerstand.

Bahoz Şîlan, Cuma Goyî, Şiyar Kurdistan

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die Identitäten von drei ihrer Mitglieder öffentlich gemacht, die Anfang des Jahres in der südkurdischen Zap-Region gefallen sind. Nach Angaben des HPG-Pressezentrums handelt es sich bei den Kämpfern um Bahoz Şîlan, Cuma Goyî und Şiyar Kurdistan. Sie waren an der Westfront des Zap im Einsatz, wo es am 12. Januar einen Feindkontakt gegeben hat, der in Gefechte mit türkischen Besatzungstruppen mündete. In der Folge wurde der Aufenthaltsort der Guerillagruppe von der türkischen Armee bombardiert.

Bahoz Şîlan, Cuma Goyî und Şiyar Kurdistan waren laut den HPG aktiv in den Widerstand eingebunden, der gegen die türkische Invasion der Medya-Verteidigungsgebiete geleistet wird. Alle drei Kämpfer wirkten in Spezialeinheiten, die sowohl auf das Gelände als auch den Tunnelkampf fokussiert sind. In dieser Funktion waren sie an zahlreichen Offensiven gegen die Besatzung beteiligt, hatten sich zuvor aber auch am Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Rojava oder Şengal beteiligt. Die HPG beschreiben sie als Kämpfer, die praktische Entschlossenheit mit ideologischer Überzeugung verbanden.

„Die Haltung unserer Genossen und ihr Handeln gelten uns als Ausdruck einer militanten Kontinuität, die auf Selbstdisziplin, kollektive Verantwortung und Widerstand ausgerichtet ist. Bahoz, Cuma und Şiyar waren Weggefährten, die Wort und Tat in Einklang brachten. Sie hinterließen mit ihrer Konsequenz im Kampf, ihrer bescheidenen Lebensweise, ihrer tiefen Kameradschaft und ihrer militärischen Kompetenz ein bleibendes Vermächtnis. Mit ihrer inneren Stärke und tiefen Überzeugung sind sie für uns eine dauerhafte Quelle von moralischer Kraft. In unserem weiteren Kampf werden wir aus ihrem Beispiel Mut, Überzeugung und Orientierung schöpfen. Wir sprechen den Angehörigen unserer Gefallenen und dem kurdischen Volk unser Mitgefühl aus.“

Zur Biografie der Gefallenen teilten die HPG weiter mit:

                       

Codename: Bahoz Şîlan
Vor- und Nachname: Musa Kaya
Geburtsort: Êlih
Name von Mutter und Vater: Emine – Mehmet Ali
Todestag und -ort: 12. Januar 2025 / Zap

 

Codename: Cuma Goyî
Vor- und Nachname: Mehmet Yürek
Geburtsort: Şirnex
Name von Mutter und Vater: Sarya – Sadık
Todestag und -ort: 12. Januar 2025 / Zap

 

Codename: Şiyar Kurdistan
Vor- und Nachname: Ahet Quwe
Geburtsort: Mahabad
Name von Mutter und Vater: Kurdistan – Osman
Todestag und -ort: 12. Januar 2025 / Zap

Bahoz Şîlan

Bahoz Şîlan wuchs in der nordkurdischen Provinz Êlih (tr. Batman) auf, in einem von der kurdischen Bewegung geprägten Umfeld. Er erlebte bereits in seiner Kindheit die politische Unterdrückung kurdischer Identität durch staatliche Institutionen. Der Besuch türkischer Schulen hat ihn mit dem Spannungsverhältnis zwischen staatlich verordneter Assimilation und der Realität seiner Herkunft konfrontiert. Seine Ablehnung nationalistischer Erziehungsmuster führte zu einem politischen Suchprozess.


Die Entscheidung, sich der Guerilla anzuschließen, fiel nicht spontan. Die Teilnahme an Beerdigungen von Gefallenen in der Phase des revolutionären Volkskrieges, die große Anteilnahme in der Bevölkerung und die Rolle der Guerilla in der Verteidigung Rojavas gegen den sogenannten IS hinterließen bleibenden Eindruck. Sein Weg in die Berge erfolgte am 15. Februar 2015, dem 16. Jahrestag der völkerrechtswidrigen Verschleppung des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalans in die Türkei.


Nach seiner militärischen und ideologischen Ausbildung in den Medya-Verteidigungsgebieten nahm Bahoz Şîlan an Offensiven gegen den IS in Rojava teil. Nach seiner Rückkehr in die Berge und einer tiefgründigen Lernphase im akademischen und ideologischen Bereich wechselte er an die Zap-Region. Dort beteiligte er sich aktiv an Taktiken der Tunnelkriegsführung.

Cuma Goyî

Cuma Goyî stammte aus dem Kreis Qilaban (Uludere) in der nordkurdischen Provinz Şirnex (Şırnak), einer Region, die als eines der Zentren des kurdischen Widerstands gilt. Aufgewachsen in einer Familie, die sich dem vom türkischen Staat geforderten Dorfschützersystem verweigerte, erlebte er die Repression in Kurdistan bereits in jungen Jahren – darunter Zwangsumsiedlung, ökonomische Marginalisierung und politische Stigmatisierung.


Cuma Goyî war bereits als Schüler mit staatlicher Assimilationspolitik konfrontiert, deshalb lehnte er das formale Bildungssystem ab. Stattdessen arbeitete er früh, um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. Die Entscheidung, sich der Guerilla anzuschließen, fiel in einem längeren politischen Reifungsprozess. Dieser war geprägt von Erfahrungen mit staatlicher Unterdrückung und dem Wunsch, ein freies Leben zu führen.


Der Guerilla trat Cuma Goyî im Jahr 2015 bei. Nach seiner militärischen Grundausbildung in den Medya-Verteidigungsgebieten war er in verschiedenen Regionen im Einsatz – unter anderem in Rojava und Şengal, wo er an Operationen gegen den IS teilnahm. Er kehrte später in die Berge zurück, um sich an der Verteidigung gegen die türkische Besatzung der Medya-Verteidigungsgebiete zu beteiligen. Die HPG beschreiben ihn als Spezialisten in Tunnel- und Geländeoperationen.

Şiyar Kurdistan

Şiyar Kurdistan stammte aus Mahabad in Ostkurdistan. Mahabad gilt historisch als ein Zentrum kurdischen Selbstverwaltungsstrebens – hier wurde 1946 die kurzlebige Republik Kurdistan ausgerufen. Şiyar Kurdistan wuchs in einem Umfeld tiefer gesellschaftlicher Verbundenheit mit der kurdischen Bewegung auf. Obwohl er jahrelang staatliche Schulen besuchte, entzog er sich den dort vermittelten Werten des iranischen Regimes. Er fühlte sich den kurdischen Traditionen verpflichtet.


Er arbeitete als Hirte – auch, um seine Familie finanziell zu entlasten. Diese Tätigkeit hat ihn in engen Kontakt mit der Natur gebracht. Zu dieser Zeit verfestigte sich auch sein Wunsch zur Teilnahme am kurdischen Befreiungskampf. Es war die Hochphase des selbsternannten IS in Rojava und Südkurdistan und der Angriffe auf Kobanê und Şengal. 2017 ging er zur Guerilla.

Nach einer intensiven Grundausbildung im militärischen und ideologischen Bereich und diversen Einsätzen an verschiedenen Fronten gegen die türkische Besatzung wurde Şiyar Kurdistan Teil der Sondereinheit „Hêzên Taybet“, die ideologischen Tiefgang und explizite Opferbereitschaft voraussetzt. In dieser Funktion wechselte er nach der Spezialausbildung in die Zap-Region. Die HPG würdigen ihn sowie Bahoz Şîlan und Cuma Goyî als „selbstlose Apoisten, die bis zuletzt die Militanz der PKK repräsentierten“.