Dorfbevölkerung kämpft gegen Umweltzerstörung
In der ländlichen Siedlung Husikan in Xana Axpar (tr. Çınar) bei Amed (Diyarbakır) kommt es im Zuge von Rodungsarbeiten für eine geplante Sandgrube zu massiven Protesten der lokalen Dorfbevölkerung. Die Arbeiten werden von der Baugesellschaft „Kalyon İnşaat“ durchgeführt und stießen bereits am Vortag auf erheblichen Widerstand seitens der Dorfbewohner:innen. Die türkische Militärpolizei löste eine erste Protestaktion gewaltsam auf.
Nach Angaben von Anwohnenden setzten die von Mitarbeitern der Baufirma herbeigerufenen Soldaten Tränengas ein und gaben Warnschüsse ab, um die Menge auseinanderzutreiben. Videos der Situation kursieren inzwischen in sozialen Netzwerken. Drei Dorfbewohner – Mustafa Alay, Mehmet Can Alay und Fethi Turgay – wurden im Anschluss an die Proteste festgenommen und befinden sich derzeit in Gewahrsam auf der Polizeiwache Çınar.
Bewohnende von Husikan beobachten den Abtransport von gerodeten Bäumen © MA
Solidarität erhielten die Protestierenden durch Vertreter:innen der Anwaltskammer Amed sowie des Vereins für Ökologie. Beide Organisationen besuchten die Region heute, um sich ein Bild von der Lage zu machen und kündigten rechtliche Schritte gegen das Unternehmen an. „Die Bevölkerung wirft den Behörden vor, wirtschaftlichen Interessen blind den Vorrang zu geben – auf Kosten von Natur, Dorfleben und demokratischer Mitbestimmung“, sagte ein Aktivist. Man werde alles daransetzen, die Rodungsarbeiten zu stoppen.
Einige der an den Protesten beteiligten Bewohner:innen berichteten der Delegation von physischer und psychischer Gewalt seitens der Sicherheitskräfte. „Wir wurden mit Tränengas angegriffen, geschlagen und eingeschüchtert“, so eine Bewohnerin. Sie betonte zudem, dass die ortsansässige Bevölkerung keine industrielle Ausbeutung in ihren Wäldern dulden würde und kündigte an, den Widerstand fortzusetzen.

Sandgrube in einem sensiblen ökologischen Gebiet
In den kommenden Tagen wird ein gemeinsamer Bericht der Anwaltskammer Amed sowie des Ökologievereins erwartet, der die Situation vor Ort dokumentiert und rechtliche Maßnahmen gegen die Rodungs- und Bauarbeiten konkretisieren soll. „Die Sandgrube in einem sensiblen ökologischen Gebiet und die damit einhergehende Umweltzerstörung steht nicht im Einklang mit den nationalen Klimaschutzzielen und dem Wohlergehen der eigenen Bevölkerung. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Wünsche der Menschen hier respektiert werden“, hieß es seitens der Organisationen.