Diskussion über Jineolojî in Jakarta
In der indonesischen Hauptstadt Jakarta haben junge Aktivist:innen über die Rolle von Frauen in Papua und die aus der kurdischen Freiheitsbewegung hervorgegangene Frauenwissenschaft Jineolojî diskutiert.
In der indonesischen Hauptstadt Jakarta haben junge Aktivist:innen über die Rolle von Frauen in Papua und die aus der kurdischen Freiheitsbewegung hervorgegangene Frauenwissenschaft Jineolojî diskutiert.
In der indonesischen Hauptstadt Jakarta haben Aktivist:innen des Kollektivs KMP2 (Young Papuans Progressive) und der antikapitalistischen Organisation ABC+ Kontrol über Frauenbefreiung und die aus der kurdischen Bewegung hervorgegangene Frauenwissenschaft Jineolojî diskutiert. Die Veranstaltung am 22. Juni fand im Rahmen der globalen Aktionstage „Dialoge mit Öcalan – Gedanken lassen sich nicht einsperren“ statt und begann mit der Vorführung von Videos zum Thema Jineolojî. Anschließend folgte eine intensive Diskussion über Frauenbefreiung und die Rolle von Frauen und ihren Kampf in der papuanischen Kultur. Die Teilnehmenden diskutierten auch über die kapitalistische Moderne und ihre Auswirkungen auf den Befreiungskampf in Indonesien und Papua.
„Aus Sicht der Jineolojî gibt es eine wichtige Sache, die wir hervorheben müssen: die Notwendigkeit eines demokratischen Bewusstseins. Ohne dieses Bewusstsein kann nur neue Unterdrückung entstehen, selbst wenn wir an der Macht sind. Wir würden es nicht schaffen, gleiche und freie Werte zu haben. Ein soziales System muss auf den Bedürfnissen jeder einzelnen Gruppe basieren, der Staat muss auf der Grundlage der Bedürfnisse des Volkes gestaltet werden. Die Rolle des Staates muss durch eine demokratische Struktur von unten nach oben gekennzeichnet sein. In Papua gab es eine demokratische Gesellschaftsstruktur, in der Frauen eine größere Rolle spielten, aber die heutige kapitalistische Moderne hat sie zerstört. Das eigentliche Problem ist die konditionierte Sozialtechnik", sagte Rudy, Mitglied der KMP2.
Wiederaneignung der eigenen Geschichte
In der Diskussion ging es auch um eine Wiederaneignung der eigenen Geschichte in Papua und eine kritische Sicht auf koloniale Formen des Wissens. „Wir müssen uns daran erinnern, dass es Frauen gibt, die einige der blutigen Völkermorde an den Papua überlebt haben, und sie kämpfen immer noch! Unsere Wissenschaft muss die Kontrolle haben, zu unserem Nutzen, aber nicht, um der unterdrückenden Staatsmacht zu dienen. Wir müssen die nächste Generation aufbauen, eine kluge und gebildete Frauenfront aufbauen, unsere Erinnerungen neu schreiben. Wir müssen das Wissen, das uns eingeimpft wird, kritisch hinterfragen", sagte Aten, ein Mitglied der KMP2.
Frauen und Militanz in Papua
Eine Aktivistin erklärte, dass im Hinblick auf die von der Jineolojî aufgestellten Perspektiven über die Beteiligung von Frauen am bewaffneten Befreiungskampf gesprochen werden sollte: „Ich bin überrascht, dass die Jineolojî Fuß gefasst hat. Sie ist einzigartig, sie ist wie eine lebendige Oase, ganz im Gegensatz zu dem, was wir bis jetzt wissen. Die Rolle von Frauen im Kampf ist [in Papua] immer noch zweitrangig. Es werden immer noch physische Faktoren gesehen, die es den Frauen in Papua unmöglich machen, Guerillakämpferinnen zu werden. Darüber sollten wir in Zukunft gemeinsam diskutieren.“
Jineolojî ist nicht statisch
Bone, Mitglied von ABC+ Kontrol, sagte zum Abschluss der Diskussion: „Wir müssen Öcalans Ideologie als etwas sehen, das nicht dogmatisch ist, sondern Ideen bietet, die überall weiterentwickelt werden können, auch in Indonesien und Papua. Es ist wichtig, wie er in seiner Kritik des Positivismus sagt, dass wir unsere eigenen Werte haben. Jineolojî bietet uns eine Grundlage, die klarer ist als der bisherige westliche Feminismus, denn Jineolojî ist nicht statisch."