Zahlreiche Veranstaltungen an Öcalan-Aktionstagen

Am Samstag starten die Aktionstage „Dialoge mit Öcalan – Ideen lassen sich nicht einsperren“. Weltweit wurden in mehr als fünfzig Städten zahlreiche Veranstaltungen angekündigt.

25 Jahre Isolation - 25 Jahre Widerstand

„Dialoge mit Öcalan – Ideen lassen sich nicht einsperren“ lautet das Schlagwort der Aktionstage, mit denen ab diesem Samstag weltweit ein Zeichen gegen die Isolation auf Imrali gesetzt werden soll. Auf der türkischen Gefängnisinsel im Marmarameer sitzt der wohl wirkmächtigste politische Gefangene der Gegenwart ein: Abdullah Öcalan. 1999 bei einer internationalen Geheimdienstoperation aus der griechischen Botschaft in der kenianischen Hauptstadt Nairobi völkerrechtswidrig entführt und an die Türkei ausgeliefert, befindet sich der PKK-Begründer in einer immer wieder durchbrochenen Isolationshaft. Bis auf einzelne Treffen im Jahr 2019 wird ihm seit 2011 regelmäßiger Kontakt zu seinem Verteidigungsteam von der Regierung verweigert, Familienbesuche darf er seit 2020 nicht mehr empfangen. Letztmalig mit ihm gesprochen hatte sein Bruder im Frühjahr 2021. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von Öcalan und auch nicht seinen drei Mitgefangenen auf Imrali, die seit ihrer Verlegung auf die Insel im Jahr 2015 noch nie mit ihrem Rechtsbeistand sprechen konnten.

Um diesen Zustand der absoluten Nichtkommunikation mit Öcalan zu beenden und Druck aufzubauen auf Institutionen wie das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe, den Europarat und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), hat die Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan“ die internationalen Aktionstage initiiert. Der Aufruf richtet sich an Intellektuelle, Freidenker:innen, Wissenschaftler:innen, Arbeiter:innen, Aktivist:innen, Künstler:innen, Gewerkschafter:innen, soziale Bewegungen, Politiker:innen: Öcalans Ideen verbreiten, das Anliegen der kurdischen Gesellschaft in die Öffentlichkeit tragen und Gehör in der Politik, Zivilgesellschaft und den Medien zu finden. Und am besten gehe das mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen.


„Organisiert eure Veranstaltungen im Dialog mit Öcalans Ideen“, hatte es in der Ankündigung der Aktionstage geheißen, die im Zeitraum vom 15. bis 22. Juni stattfinden sollen. Wie das Komitee nun mitteilte, hat es aus über fünfzig Städten in Ländern wie Finnland, Schweden, Frankreich, Deutschland, Katalonien, Griechenland, Italien, der Schweiz, Kolumbien, Zypern, Belgien, England, Schottland, Polen, Slowenien und Kenia etliche Ankündigungen über diverse Aktionsformen gegeben. Bekannt gegeben wurden unter anderem öffentliche Lesungen aus den Texten Öcalans, Panelgespräche, Infostände, Konferenzen, künstlerische Performances, Kundgebungen und Radioprogramme. In Schweden etwa werden pünktlich zum Start der Aktionstage verschiedene Öcalan-Schriften unter dem Titel „Demokratische Moderne“ in einem Sammelband veröffentlicht und Buchvorstellungen in sechs Städten organisiert.


In Finnland plant das Netzwerk der Kurdistan-Solidarität in Helsinki und Turku Podiumsdiskussionen zum Leben, Wirken und den Haftbedingungen Öcalans, als Sprecherin ist die Rechtsanwältin Rengin Ergül angekündigt. Im katalanischen Girona werden die Themen Unabhängigkeit, Demokratie und demokratische Nation im Kontext Kurdistan diskutiert und in Lleida veranstaltet das Solidaritätskomitee Kurdistan eine Aufführung des Theaterstücks „Die drei Leben des Abdullah Öcalan“ und eine offene Diskussionsrunde über sein Paradigma. In Valencia steht ebenfalls eine Podiumsveranstaltung über das Konzept einer demokratischen Nation nach dem PKK-Vordenker und den demokratischen Konföderalismus auf dem Plan. Ein Informationsabend in Barcelona wird sich um den globalen Machtkampf drehen, den die kurdische Freiheitsbewegung als Dritten Weltkrieg definiert. Und aus Athen wurde unter anderem eine Demonstration zur türkischen Botschaft angemeldet.

Die Aktionstage „Dialoge mit Öcalan – Ideen lassen sich nicht einsperren“ reihen sich ein in die im vergangenen Oktober ins Leben gerufene Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung für die kurdische Frage“. Die Gruppe hinter dieser Initiative sagt: „Öcalans Schriften sind eine atemberaubende Recherche über das Leben ohne Staat und eine Vision einer demokratisch-ökologischen Gesellschaft, die eine neue Perspektive auf die Suche nach einem neuen Sozialismus bietet. Und seine Forderungen nach demokratischen Formen der gesellschaftlichen Organisation verdienen die Aufmerksamkeit aller, die an konstruktivem sozialem Denken oder dem Wiederaufbau der Gesellschaft nach feministischen und ökologischen Gesichtspunkten interessiert sind.“

Weitere Informationen auf https://ocalanvigil.net/2024/04/13/dialogue-with-ocalan-you-cant-imprison-ideas/

Titelfoto: Demonstration gegen die Imrali-Isolation am 17. Februar 2024 in Wien (c)  Presseservice Feykom | Elefterya Wien