Besatzer eskalieren Angriffe auf Til Temir

Die türkische Armee und verbündete Dschihadisten eskalieren ihre kriegerische Aggression gegen das Chabur-Tal im Nordosten von Syrien. In drei Dörfern bei Til Temir schlägt in der Besatzungszone abgefeuerte Artillerie ein.

Die auf eine Ausweitung der Besatzungszone abzielenden Angriffe der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Proxys auf die selbstverwalteten Gebiete Nord- und Ostsyriens dauern unvermindert an. Besonders im Fokus steht hierbei die Stadt Til Temir im christlich besiedelten Chabur-Tal im Nordosten der Autonomiegebiete. In drei Dörfern der Region schlagen seit dem Sonntagmittag in der türkischen Besatzungszone abgefeuerte Artilleriegeschosse ein.

Ziel der Attacken sind Sheikh Ali nördlich des Stadtzentrums und Tall al-Lubn (Tall al-Laban) sowie al-Gozaliya (Kuzliyah) im Westen von Til Temir. Ob Menschen zu Schaden gekommen sind, ist bislang unklar. Der Beschuss dauert zur Stunde weiter an.

Strategische Position von Til Temir

Til Temir nimmt eine Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein, weil die M4 durch die Kleinstadt zieht. Der internationale Verkehrsweg gilt als Lebensader des nördlichen Syriens, denn er verbindet die Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander. Seit der Besetzung der nahegelegenen Städte Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) am 9. Oktober 2019 durch die Türkei wird ein Zermürbungskrieg gegen Til Temir geführt, mehr als dreißig Dörfer im Umland sind seither besetzt worden. Weitere 27 Dörfer liegen direkt an der Frontlinie, fünf aller assyrischer Dörfer in der Region wurden durch die Kriegshandlungen der Türkei bereits entvölkert. Zahlreiche Menschen sind bei den Angriffen getötet worden, Dutzende wurden verletzt.

Zu Angriffen in der Region kommt es nahezu täglich, Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. Seit Mitte April ist Til Temir mindestens jeden zweiten Tag von türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen bombardiert worden. Mit Beginn des Monats Juni schoss die Zahl der Angriffe nochmals in die Höhe. Immer häufiger kommen hierbei auch Drohnen und geächtete Streubomben zum Einsatz.  

Anfang September brach in Til Temir die gesamte Stromversorgung wegen türkischen Bombardements zusammen. Am 18. August kamen bei einem Killerdrohnenangriff südöstlich von Til Temir vier Jugendliche ums Leben gekommen, elf weitere wurden verletzt. Ziel des Luftschlags war ein von den Vereinten Nationen (UN) gefördertes Bildungszentrum für Mädchen in der Ortschaft Şemoka (Shamuqah), inzwischen ist die Zahl der Todesopfer auf fünf gestiegen. Wenige Tage zuvor waren zwei Kämpfer des Militärrats der Suryoye (MFS) durch türkischen Artilleriebeschuss im Norden von Til Temir getötet worden. Die in Til Temir stationierten syrischen Truppen und die russischen Militärs erfüllen ihre Funktion zur Einhaltung des Deeskalations- und Waffenstillstandabkommens nicht, selbst wenn sich die Angriffe gegen Regimesoldaten richten.