Til Temir wegen Bombardierungen ohne Strom
In Til Temir ist die Stromversorgung zusammengebrochen. Grund ist die Bombardierung zahlreicher Dörfer der Region im Nordosten von Syrien durch türkische Besatzungstruppen und dschihadistische Söldner.
In Til Temir ist die Stromversorgung zusammengebrochen. Grund ist die Bombardierung zahlreicher Dörfer der Region im Nordosten von Syrien durch türkische Besatzungstruppen und dschihadistische Söldner.
Im Großraum von Til Temir ist in der Nacht zum Freitag das komplette Stromnetz zusammengebrochen. Zuvor haben die türkische Armee und verbündete Dschihadistenmilizen eine Verteilerstation gezielt ins Visier genommen. Wie ein Sprecher des örtlichen Elektrizitätswerks mitteilte, sei dabei eine Hochspannungsleitung schwer beschädigt worden. Es habe sich um den 28. Angriff auf die Anlage seit 2019 gehandelt.
Die bombardierte Verteilerstation liegt in der Ortschaft Umm Kahf (Umm al-Keyf), wenige Kilometer westlich des Stadtzentrums von Til Temir. In unmittelbarer Umgebung befindet sich eine russische Basis, eine Reaktion der Moskauer Truppen auf den Angriff erfolgte bisher nicht. Neben Umm Kahf wurden auch die nahegelegenen Dörfer Tawila und Til Tawil sowie al-Aboush nördlich der Stadt von Besatzungstruppen unter Artilleriefeuer genommen. In Tell Ahmar soll eine aus der Besatzungszone abgefeuerte Granate im Haus einer Familie eingeschlagen sein. Ob Menschen zu Schaden gekommen sind, war bis zuletzt unklar.
Til Temir nimmt eine Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein, weil die M4 durch die Kleinstadt zieht. Der internationale Verkehrsweg gilt als Lebensader des nördlichen Syriens, denn er verbindet die Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander. Damit gehört Til Temir zu jenen Orten im Autonomiegebiet von Nord- und Ostsyrien, die faktisch unter Dauerbeschuss stehen. Die Türkei versucht seit der Invasion im Oktober 2019, die christlich besiedelte Stadt im Chabur-Tal in ihre illegale Besatzungszone zu integrieren, und führt einen Zermürbungskrieg gegen die Bevölkerung. Immer häufiger kommen hierbei auch Drohnen zum Einsatz. Am 18. August waren bei einem türkischen Killerdrohnenangriff südöstlich von Til Temir vier Jugendliche ums Leben gekommen, elf weitere wurden verletzt. Ziel des Luftschlags war ein von den Vereinten Nationen (UN) gefördertes Bildungszentrum für Mädchen in der Ortschaft Şemoka (Shamuqah). Wenige Tage zuvor zwei Kämpfer des Militärrats der Suryoye (MFS) durch türkischen Artilleriebeschuss im Norden von Til Temir getötet worden.