Die Repressionswelle gegen eine der letzten offen in der Türkei agierenden kritischen Nachrichtenagenturen geht weiter. Am frühen Freitagmorgen wurde Hakan Yalçın, Korrespondent der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA), bei einer Hausdurchsuchung in seiner Wohnung in Ankara festgenommen. Yalçın wurde unter dem Vorwurf der „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ auf die Polizeiwache gebracht. Bei der Razzia ist auch das HDP-Jugendratsmitglied Newroz Gülen festgenommen worden.

Erst am Donnerstag war der MA-Korrespondent Dindar Karataş verhaftet worden. Ein türkisches Gericht in Erzîrom (türk. Erzurum) erließ Haftbefehl wegen des Verdachts der PKK-Mitgliedschaft. Bei dem Vorwurf ging es um die Berichterstattung über eine extralegale Hinrichtung durch Militärs in Agirî (Ağrı). Der türkische Staat versucht systematisch, jede Berichterstattung über Kriegsverbrechen zum Schweigen zu bringen.

Die MA-Korrespondenten Adnan Bilen und Cemil Uğur, die JinNews-Korrespondentin Şehriban Abi und die Journalistin Nazan Sala sind im Oktober verhaftet worden. Ihnen wird ebenfalls Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und „staatsfeindliche Berichterstattung über gesellschaftliche Ereignisse“ vorgeworfen, weil sie über den Fall von Servet Turgut und Osman Şiban berichtet hatten. Die beiden kurdischen Dorfbewohner waren nach der Festnahme aus einem türkischen Militärhubschrauber gestoßen worden, Turgut erlag am 30. September den ihm zugefügten Verletzungen.