Kurdische Medienschaffende fordern internationale Solidarität ein

In Amed haben Medienschaffende trotz polizeilichem Verbot gegen den türkischen Drohnenangriff auf Journalistinnen in Südkurdistan protestiert und internationale Presseorganisationen zur Solidarität aufgerufen.

Journalistinnen von türkischer Drohne getötet

Die Mesopotamische Journalistinnenvereinigung MKG, der Journalistenverein Dicle-Firat (DFG) und die Gewerkschaft DİSK Basın İş haben in Amed (tr. Diyarbakir) gegen den Mord an den Journalistinnen Gülistan Tara und Hêro Bahadîn protestiert und internationale Presseorganisationen aufgerufen, die Stimme gegen die Angriffe der Türkei auf kurdische Medienschaffende zu erheben.

Gülistan Tara und Hêro Bahadîn sind am Freitag von einer türkischen Drohne in der Region Kurdistan im Irak getötet worden. Bei dem Angriff auf ein Fahrzeug von CHATR Production im Gouvernement Silêmanî wurden sechs weitere Medienschaffende verletzt.

An der Protestaktion am Samstag vor dem DFG-Gebäude in Amed nahmen zahlreiche Journalist:innen und Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen teil, auch die DEM-Abgeordneten Ceylan Akça, Mehmet Rüştü Tiryaki und Meral Danış Beştaş waren vor Ort. Die Polizei riegelte das Gebäude ab und teilte mit, dass keine Erklärung abgegeben werden dürfe. Die Anwesenden reagierten mit der Parole „Die freie Presse lässt sich nicht zum Schweigen bringen!“.


„Wir verurteilen die zunehmenden Angriffe auf die freie Presse und fordern die internationale Öffentlichkeit zum Handeln gegen dieses systematische Vorgehen auf“, erklärte MKG-Sprecherin Aysel Işık. Der tödliche Drohnenangriff in Silêmanî sei ein Verbrechen gegen Medienschaffende und die Pressefreiheit. Die Türkei versuche, oppositionelle Stimmen gewaltsam zu unterdrücken und eine unabhängige Berichterstattung über den Krieg in Kurdistan zu verhindern.

Gezielte Tötung kurdischer Journalist:innen

Aysel Işık sagte, der Anschlag in Silêmanî sei nicht die erste gezielte Tötung von Medienschaffenden durch die Türkei gewesen, und wies auf weitere Fälle hin: Die Journalistin und Autorin Nagihan Akarsel ist im Oktober 2022 vor ihrer Wohnung in Silêmanî erschossen worden. Murad Mîrza Ibrahim, Mitarbeiter des ezidischen Radiosenders Çira FM, starb im Juli 2024 an den Folgen eines Drohnenangriffs in der Region Şengal im Nordwestirak. Die Journalistin Medya Hasan Kemal vom Sender Çira TV und der Mitarbeiter Xelef Xidir wurden bei dem Angriff verletzt. In Nordsyrien ist vor einem Jahr ein Fahrzeug von Jin TV von einer türkischen Drohne bombardiert worden. Der Fahrer Necmeddîn Feysel Hec Sînan wurde getötet, die Korrespondentin Delîla Egîd erlitt schwerste Verletzungen. Ihr linker Arm wurde zerfetzt und musste in einer Notoperation amputiert werden. Der ANHA-Korrespondent Isam Abdullah starb im November 2022 bei einer türkischen Luftangriffswelle in Dêrik.

Wir werden nicht schweigen“

„Wir appellieren an internationale Medien und Menschenrechtsorganisationen: Erhebt die Stimme gegen die Angriffe der Türkei auf die freie Presse! Zeigt Solidarität! Die freie Presse lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Als Journalistinnen und Journalisten, die für die Wahrheit kämpfen, werden wir uns dem Druck nicht beugen und weiter die Fakten öffentlich machen. Wir werden nicht schweigen. Wir verteidigen die Pressefreiheit und die Rechte von Medienschaffenden und rufen die internationale Öffentlichkeit und alle Presseorganisationen auf, uns in diesem Kampf beizustehen“, so die MGK-Sprecherin.

Foto und Video © MA